EUR/CHF noch einmal auf 1,20, danach böses Erwachen
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EUR/CHF noch einmal auf 1,20, danach böses Erwachen

Weil sich die Konjunktur in Euroland überraschend eintrübt, wird die Schweizer Notenbank bei ihren Euro-Stützungskaufen im August wohl eine Schippe drauflegen. Für den aktuell bei 1,0860 Franken stehenden Euro geht es um Folgendes: Helfen mir die Finanzblasen auf neue Hochs jenseits von 1,12 zu steigen? Oder kommt es an den Finanzmärkten zu einem Tag der Abrechnung, also einen Börsencrash nach dem Vorbild des Schwarzen Montags vor fast genau 29 Jahren?

Die Devisenreserven der Schweizerischen Nationalbank (SNB) erhöhten sich im Juli um 6,35 Milliarden Franken auf 615,35 Milliarden Franken. Bei 21 Börsentagen hat die SNB somit täglich 302 Millionen Franken in Euros eingetauscht, um den EUR/CHF-Kurs zu stabilisieren. Weil die Eurozone beim Wachstum nicht liefert, dürfte die SNB in den kommenden Monaten noch tiefer in die Tasche greifen. Neue Konjunkturdaten zeigen, dass der Auftragseingang der deutschen Industrie und Italiens Industrieproduktion auf dem absteigenden Ast sind.

Beim Aufputschen der Weltkonjunktur mithilfe steigender Vermögenspreise kommt der SNB eine Schlüsselrolle zu. Von ihren 615 Milliarden Franken an Devisenreserven hat sie 123 Milliarden Franken (20%) in Aktien investiert. Und sie kauft munter weiter Aktien von Apple, Siemens, Softbank etc. Im Juli dürfte da eine hübsche Summe von etwa 1,27 Milliarden Franken zusammengekommen sein, mit der die SNB aktiv dazu beigetragen hat, Aktienblasen zu kreieren.


SNB und EZB klammern sich an den letzten Strohhalm. Weil die Verantwortlichen der Eurozone kläglich daran scheitern ihre Banken und Arbeitsmärkte auf internationales Niveau zu heben, setzt man alles daran, Anleger mit höheren Vermögenspreisen für Aktien, Anleihen und Immobilien zu beglücken. Die Notenbanken versuchen von den trüben ökonomischen Realitäten in der Eurozone abzulenken. Solche Verzerrungen der Wahrnehmungen auf Befehl von regierungstreuen Notenbanken sind der Stoff, aus dem Finanzblasen sind.

Während der Bildung von Finanzblasen besteht die berechtigte Hoffnung eines stärker werdenden Euros zum Schweizer Franken. Es ist ja nicht das erste Mal, dass die Euro-Südstaaten vortäuschen, sie könnten den Nordstaaten wirtschaftlich das Wasser reichen. Ein Beispiel: Der minimale Zinsabstand zwischen deutschen Bundesanleihen und griechischen Staatsanleihen vor dem Ausbruch der Finanzkrise zeigt, dass sich Wahrnehmungen über Jahre hinweg verzerren lassen.

Im Oktober 2007 war 1 Euro bis zu 1,68 Franken wert. Das wird man wohl nicht noch einmal schaffen. Gut möglich ist aber, dass die EZB, mit tatkräftiger Unterstützung der SNB, in den kommenden Jahren eine Finanzblasen-Geldpolitik fährt, die den Euro noch einmal kurz auf 1,15 oder 1,20 Franken hebt. Schließlich ist dann der Punkt erreicht, an dem die Notenbanken in den Aktien- und Anleihemärkten so sehr engagiert sind, dass private Investoren hinschmeißen und sagen: "Nun, dann macht doch euren Dreck alleine".