EUR/CHF: Kurze Verschnaufpause oder längerer Rückfall?
Home » » EUR/CHF: Kurze Verschnaufpause oder längerer Rückfall?

EUR/CHF: Kurze Verschnaufpause oder längerer Rückfall?

Der Euro hat einen holprigen Wochenauftakt. Er sinkt von 1,11 Franken auf 1,1035 Franken. Ein kräftiger Anstieg der Inflation in der Schweiz erinnert Anleger daran, dass der Negativzins - so wie der Mindestkurs - nicht für die Ewigkeit ist. Erfreuliche Konjunkturdaten aus dem Euroraum spielen für die Devisennotierung keine Rolle. War der Anstieg des Euro-Franken-Kurses eine Finte?

In der Schweiz steigt die jährliche Inflationsrate von -0,9% im März auf -0,4% im April. Die monatliche Teuerung lag im Lichte höherer Preise für Erdöl, Bekleidung und Pauschalreisen bei 0,3%. Deutschlands Industrie überrascht mit einem starken Auftragszuwachs, im Euroraum hellt sich der sentix-Konjunkturindex auf. Die guten Vorgaben ignorierend, sinkt der Euro-Franken-Kurs Richtung 1,10.

"Der Mindestkurs ist eine Extremmaßnahme für eine Extremsituation. Der Mindestkurs ist nicht für die Ewigkeit", hatte der Schweizer Notenbankchef Thomas Jordan im August 2012 gesagt. Zweieinhalb Jahre später sollte er die Stützgrenze aufheben. Negativzinsen sind auch eine Extremmaßnahme, wie die Erfahrungen Dänemarks zeigen. Das Land ist "Early Adopter" bei Strafzinsen. Seit 2012 gibt es sie dort.

Weiterlesen: CHF-Kredite: Das zweischneidige Schwert Negativzinsen

Die Resultate sind ernüchternd: Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt vor einer Immobilienblase. Auch am dänischen Aktienmarkt sieht es nach einer Blase aus. Wegen dem Negativzins sind die Bürger in einer Art Dauer-Krisenmodus. Sie sparen mehr, um ausbleibende Zinserträge auszugleichen. Das alles braut sich auch in der Schweiz zusammen, wo es einen Negativzins von -0,75% gibt (Dänemark: -0,65%).

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat sich aber einen Ruf aufgebaut, dazwischen zu gehen, wenn Ungleichgewichte zu groß werden. Dies zeigte die plötzliche Aufhebung des Euro-Mindestkurses bei 1,20 Franken. Nun geht an den Märkten die Angst um, dass sie auch bei der Abschaffung der Negativzinsen vorpreschen könnte.

Der Euro kletterte zwischen dem 29. Februar und 6. Mai 2016 von 1,0810 auf 1,11 Franken (+2,68%). Viele Prognostiker waren von dem Anstieg überrascht worden. Die Devisenexperten der Credit Suisse halten beispielsweise ein Kursniveau von 1,11 erst 2017 für dauerhaft erreichbar. Die Commerzbank prognostiziert für dieses und nächstes Jahr Eurokurse unter 1,10 Franken.