Zauberlehrlinge der EZB führen amüsante Phantomdiskussion
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Zauberlehrlinge der EZB führen amüsante Phantomdiskussion

Mario Draghi meckert im Europäischen Parlament über die niedrige Inflation, woraufhin der Eurokurs auf 1,0755 Franken einknickt. Eine so extreme Abhängigkeit zwischen dem Wechselkurs und den Dampfplauderern der Europäischen Zentralbank (EZB) gab es noch nie. Zuvor gaukelt der den Anleihenkauf koordinierende EZB-Direktor Benoit Coeure der Öffentlichkeit vor, dass es vollkommen offen sei, ob die EZB weiter lockert. Der Euro klettert fälschlicherweise auf 1,0810 Franken, weil er den Aussagen des Franzosen glauben schenkt.

Selbst als die EZB zu Jahresbeginn 2015 ein massives Ankaufprogramm von Staatsanleihen lanciert, ist die Abhängigkeit des Euro-Franken-Kurses von der Geldpolitik im Euroraum nicht so groß wie derzeit. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) redet ein Wörtchen mit. Sie hebt die Euro-Stützgrenze bei 1,20 Franken auf und hat alle Hände voll zu tun, den Euro über der wichtigen Marke von 1,00 Franken zu stabilisieren.

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Die Inflationsdynamik habe etwas abgenommen, sagt Draghi vor dem Währungsausschuss des Europaparlamentes in Brüssel. "Auf unserer Sitzung im Dezember werden wir das Ausmaß der geldpolitischen Unterstützung erneut prüfen." Sollten die Währungshüter zu dem Schluss kommen, dass das mittelfristige Inflationsziel in Gefahr sei, würden sie mit allen zur Verfügung stehenden Instrumenten handeln, fügt Draghi hinzu.

Dass der Entschluss den Geldhahn weiter aufzudrehen längst gefallen ist, lässt der Italiener in einem Nebensatz durchblicken: "Aus heutiger Perspektive könnte es länger dauern als im März gedacht, bis sich die Inflation wieder anhaltend normalisiert."

Bei einer aktuellen Aussage des EZB-Direktors Coeure, wonach die Entscheidung über weitere Lockerungen noch nicht gefallen ist, dürfte es sich um bloße Augenwischerei handeln. Der Öffentlichkeit soll der Eindruck erweckt werden, dass es eine offene Diskussion gebe. Tatsächlich dürften sich Mario Draghi und seine südeuropäischen Tauben im EZB-Rat längst darauf festgelegt haben, den Geldhahn weiter aufzudrehen.

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Von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) gibt es bisher nur halbherzige Gegenreaktionen. Notenbankchef Thomas Jordan echauffiert sich etwas über die generelle Schwäche des Euros und signalisiert die Bereitschaft den Euro-Franken-Kurs, wie zu Zeiten der Stützgrenze, fortlaufend aufzupeppeln. SNB-Vizedirektor Fritz Zurbrügg sagt, man werde sich die Maßnahmen der EZB natürlich ganz genau anschauen. Diese Aussage liegt allerdings schon einige Wochen zurück.