Schweizer Sozialpartner wollen Euro über 1,10 Franken
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Schweizer Sozialpartner wollen Euro über 1,10 Franken

Die Schweizer Gewerkschaft Unia will unbedingt eine Abschwächung des Frankens gegenüber dem Euro herbeiführen. Ein neuer Euro-Mindestkurs soll eingeführt und die Lenker der Schweizerischen Nationalbank (SNB) entlassen werden. Auch bei der für die Schweizer Wirtschaft so wichtigen Maschinen-, Elektro und Metallindustrie (MEM) liegen die Nerven blank. Ein Drittel der Unternehmen will bei einem Rückfall des Euros unter 1,00 Franken die Produktion ins Ausland verlagern.

"Der Frankenschock entfaltet in der Schweizer Industrie seine zerstörerische Wirkung. Wegen des starken Frankens findet eine Deindustrialisierung statt. Verantwortlich für diese Krise ist in erster Linie die Nationalbank (SNB). Mit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses am 15. Januar 2015 hat sie eine fatale Entscheidung getroffen", heißt es in einer aktuellen Stellungnahme der Unia-Funktionäre. Die Gewerkschaft sehe die Lösung deshalb darin, das SNB-Direktorium abzulösen und einen akzeptablen Frankenkurs durchzusetzen.

Für die Schweiz geht der harte Kampf um einen schwächeren Franken in die nächste Runde. Weil die SNB einen Weder-Fisch-Noch-Fleisch-Strategie fährt, bleibt der Erfolg aus. Der Eurokurs sank in den vergangenen zwei Monaten von 1,1050 Franken auf 1,0735 Franken (-2,85%). Dass der jüngste Rückgang auf einer Fehleinschätzung der SNB beruht, unterstreichen ihre Aussagen. Denn auch als der Euro bei 1,10 Franken notierte, wurde SNB-Chef Thomas Jordan nicht müden zu betonen, dass der Franken immer noch überbewertet wäre.

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Am Devisenmarkt und in einer Volkswirtschaft brauche es klare Ansagen, sagen Kritiker. Entweder die SNB betreibe eine Politik mit einem Mindestkurs, den sind rigoros verteidige oder sie überlasse die Kursbildung den Marktkräften. Mit der aktuellen Strategie der versteckten Intervenierens agiere die SNB wie ein Hedgefonds. Sie sei meilenweit davon entfernt eine mit kühlem Kopf handelnde Notenbank zu sein, die Stabilität und Ruhe ausstrahlt.

Fällt der Eurokurs unter 1,00 Franken, wollen 34% der Unternehmen der Schweizer MEM-Industrie ihre Produktion ins Ausland verlagern. Dies zeigt eine aktuelle Umfrage des Forschungsinstitutes Bak Basel und des Beratungsunternehmens Deloitte, an der 393 Unternehmen teilnahmen. Bei einem Wechselkurs über 1,10 Franken halten lediglich 8% der Befragten eine Verlagerung für zwingend erforderlich.

Für die Schweizer Wirtschaft wäre es wahrscheinlich am besten, wenn die SNB versprechen würde, den Euro im gesamten Jahr 2016 über 1,10 Franken zu halten. Eine solche Zusage kann die Schweizerische Nationalbank allerdings nicht abgeben. Ihr Gegenspieler, die Europäische Zentralbank (EZB), betreibt unter Mario Draghi eine fast schon diktatorische Geldpolitik der Euro-Abschwächung. Jedem, der die immer neuen Geldschwemmen des Italieners kritisiert, wird entgegengehalten, dass die Kosten nichts zu tun höher seien und er in das Lager jener gehöre, die Nein zu allem sagten.

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