Schweißperlen auf der Stirn der Schweizer Notenbanker
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Schweißperlen auf der Stirn der Schweizer Notenbanker

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) will dem Rückfall des Euros nicht tatenlos zusehen. SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg klettert die verbale Interverventionsleiter eine Sprosse rauf. Man werde sich die Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) ganz genau ansehen, so Zurbrügg. Die nächste Billiggeld-Schwemme im Euroraum kommt für die SNB zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Ihr Plan, die Schäfchen bis zum Ende des Jahres mit einem Euro-Wechselkurs nahe 1,10 Franken ins Trockene zu bringen, ist in Gefahr.

"Wir machen uns schon Sorgen", räumt Zurbrügg in einem Interview mit der Zeitung "Zentralschweiz am Sonntag" ein. Der Euro sank mit 1,0755 Franken auf den tiefsten Stand seit zwei Monaten, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) in nicht erwarteter Deutlichkeit neue Lockerungen der Geldpolitik ankündigt hatte. Der Franken sei aktuell deutlich überbewertet, erklärt Zurbrügg. Die SNB-Verantwortlichen tätigten die gleiche Aussage bereits zu Hauf, als 1 Euro noch 1,20 Franken wert war.

Nicht nur die EZB, die vorgibt Wachstum und Inflation ankurbeln zu wollen, tatsächlich aber auf dem Weg einer Vergemeinschaftung der Schulden ist, spielt mit gezinkten Karten. Die SNB hat einen Anreiz den Eurokurs bis Jahresende nahe 1,10 Franken festzuzurren, um die mit dem Ende des Mindestkurses eingefahrenen Verluste auf ihren Fremdwährungsbestand gering zu halten. Dieses Ziel ist seit letzten Sonntag wichtiger denn je. Wegen dem Rechtsruck in der Schweiz kann sich die SNB kaum noch etwas erlauben. Der Notenbank droht wegen der Aufhebung des Mindestkurses ein dreistelliger Milliardenverlust.

"Wir werden an unserer geldpolitischen Lagebeurteilung im Dezember sämtliche Entwicklungen, sowohl in der Schweiz als auch im Ausland, analysieren", sagt Zurbrügg. "Dazu gehört selbstverständlich auch eine Einschätzung der geldpolitischen Maßnahmen der EZB und deren möglichen Auswirkungen auf die Schweiz."

Vor einem Jahr war 1 Euro 1,2050 Franken wert. Am 15. Januar 2015 hob die Schweizerische Nationalbank die Euro-Stützgrenze bei 1,20 Franken auf. In einem ausgetrockneten Handel purzelte der Euro auf 0,86-0,90 Franken, bevor er sich bei einem Austauschverhältnis 1 zu 1 (Parität) stabilisierte. Es folgte eine holprige Erholung des Wechselkurses bis September 2015 auf 1,1050. Seitdem geht es wieder bergab. Der Euro notiert aktuell bei 1,08 Franken.