EUR/CHF-Kurs bei 1,15 oder 0,99? Ein Pro und Contra
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EUR/CHF-Kurs bei 1,15 oder 0,99? Ein Pro und Contra

Der Eurokurs wird sich auf 1,15 Franken hoch hangeln. Weil die negativen Zinsen immer stärker greifen, verlassen Investoren fluchtartig die Schweiz. Das Ergebnis sei eine Abschwächung des Frankens, argumentieren die Optimisten. Der Ausflug des Euros auf 1,10 Franken sei nicht nachhaltig. An einem Rückgang des Wechselkurses auf 0,99 gehe kein Weg vorbei, meinen hingegen die Skeptiker. Sie verweisen auf den Glaubwürdigkeitsverlust der Schweizerischen Nationalbank (SNB).

Laut einer aktuellen Schweizer Franken Prognose von Morgan Stanley wird der Euro bis Ende 2015 auf 1,12 Franken klettern. Im nächsten Jahr soll sich der Anstieg dann im Schneckentempo fortsetzen. Bis Ende 2016 rechnen die Devisenexperten mit einem Wechselkurs von 1,15. Die Kraft von negativen Zinsen, die die SNB vor zehn Monaten eingeführt hat, komme nun schlussendlich zum tragen. Dies führe dazu, das Schweizer Investoren in die ausländischen Bondmärkte gewissermaßen hinein gezwungen werden, sagt Morgan Stanley.

Vor einem Jahr war 1 Euro noch 1,21 Franken wert. Drei Monate später hob die SNB den Euro-Mindestkurs auf. In einem ausgetrockneten Handel am 15. Januar 2015 (Schwarzer Donnerstag) krachte der Euro für wenige Augenblicke auf 0,86 Franken, bevor er sich bei 0,98 Franken stabilisierte. Es folgte eine erste Erholung, die den Euro im Februar 2015 auf 1,08 Franken hob. Bis Juni 2015 fiel der Euro dann auf 1,03 Franken zurück. Sodann kam es zu der bis heute andauernden zweiten Erholung. Der Euro notiert aktuell bei 1,09 Franken.


"Würde die SNB tatsächlich zurzeit intervenieren, würde das früher oder später unvermeidliche Ende dieser Interventionen EUR-CHF schwächen", sagt die Commerzbank. Sie sieht den Euro bis Ende 2015 auf 1,07 Franken und bis Ende 2016 auf 0,99 Franken sinken. Eine Interventionsstrategie sei nicht nachhaltig, so die Commerzbank.

Fazit:
An den Märkten brodelt derzeit die Gerüchteküche. Die Schweizerische Nationalbank könnte den Euro-Franken-Kurs noch bis Jahresende aufpäppeln und danach in ein tiefes Loch fallen lassen. Dennoch scheint die Prognose der Commerzbank, die den Euro unter der Parität sieht, zu tief gegriffen. Aber auch Morgan Stanleys Vorhersage hat einen wunden Punkt. Sollte die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Käufe von Staatsanleihen infolge einer weltwirtschaftlichen Abkühlung ausweiten, könnten Investoren den Schweizer Franken als sicheren Hafen wieder entdecken.