Verdienen Franken-Kreditnehmer etwas? Ein Pro und Contra
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Verdienen Franken-Kreditnehmer etwas? Ein Pro und Contra

Franken-Kreditnehmer in Österreich hoffen darauf im März 2015 eine Zinsgutschrift zu erhalten. Anspruchsgrundlage sind negative Referenzzinssätze in der Schweiz, an die ihre Kredite gebunden sind. Banken verdienen etwas, wenn sie sich bei der Notenbank Geld besorgen und diesen Vorteil müssen sie an ihre Kunden weitergeben, sagen Befürworter. Die Gegner verweisen auf den Bearbeitungsaufwand der Banken.

Die nächste Zinsabrechnung flattert Franken-Kreditnehmern im März 2015 ins Haus. Sodann wird der negative Schweizer Referenzzinssatz per Zinsgleitklausel an die Verträge von Franken-Kreditnehmern angepasst.

Ein Beispiel:
Bei einem CHF 3-Monats-Libor von -0,89 Prozent wird ein vereinbarter Zinsaufschlag zwischen Bank und Kreditnehmer von 0,7 Prozent hinzu addiert. Es bleibt ein Minus von 0,19 Prozent. Ein Kreditnehmer, der sich für 150.000 Franken verschuldete, müsste demnach eine Zinsgutschrift von etwa 270 Euro bekommen.

Die Befürworter des Zinsanspruchs sagen, dass die Banken, die die Kredite gegeben haben, von den Zinssenkungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) profitieren würden. Diesen Vorteil sollten sie doch bitteschön an ihre Kunden weiterreichen.

Ein weiteres Beispiel:
Bekanntermaßen zählt die Hypo Vorarlberg jede Menge österreichische Franken-Kreditnehmern zu ihren Kunden. Die Hypo Vorarlberg unterhält neben ihren Niederlassungen in Österreich auch ein Zweigniederlassung in St. Gallen. Über diese Filiale kann sie sich bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) Geld leihen und muss dafür keine Zinsen bezahlen, sondern bekommt wegen den Negativzinsen sogar noch etwas oben drauf.

Die Banken sehen das anders. Sie wollen den Zinsaufschlag ihren Kunden nach wie vor in Rechnung stellen. Aus der Sicht der Bank ist der Zinsaufschlag der Verdienst, der ihr der Kreditvertrag zusichert. Demnach müssen Kreditnehmer diesen Aufschlag, der zumeist zwischen 0,4 Prozent und 0,7 Prozent liegt, immer bezahlen, auch wenn die Zinsen in der Schweiz auf - 5 Prozent in den Keller rauschen würden.

Die Bank habe ihre vertragliche Verpflichtungen gegenüber dem Kunden durch die Ausreichung des Darlehens eingehalten. Nun habe sie einen Anspruch gegenüber dem Kunden, dass er seiner Vertragsverpflichtung, die die Entlohnung der Bank über den Zinsaufschlag vorsieht, nachkomme, sagen Juristen.

Ergebnis:
Es könnte auf eine Zwischenlösung, wie eine zinslose Kreditgewährung hinaus laufen. Ein Franken-Kreditnehmer würde nichts verdienen, und die Bank müsste ihren im Zinsaufschlag eingebauten Gewinn über die besseren Refinanzierungsmöglichkeiten decken.

Zum Thema:
Wer profitiert von den Negativzinsen? (Die Presse, 09.02.2015)