Zinsspektakel schiebt EUR/CHF-Kurs auf 1,0212 (+5%)
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Zinsspektakel schiebt EUR/CHF-Kurs auf 1,0212 (+5%)

Weil es die negativsten Zinsen der Welt in der Schweiz gibt, steigt der Euro in zwei Handelstagen von 0,9746 Franken auf 1,0212 Franken (+4,78%). Das Kalkül der Schweizerischen Nationalbank (SNB), den Mindestkurs so gut wie es geht mit Negativzinsen zu ersetzen, scheint aufzugehen. Das Zinsspektakel schreckt Anleger ab und führt zu einer Erholung des EUR/CHF-Kurses.

Wenn die Schweizer Banken bei ihrer Notenbank Geld leihen, ist das nicht nur eine Vorgang, für den sie keinerlei Zinsen zahlen. Sie bekommen sogar noch Geld als Bonus obendrauf. Hintergrund ist der Leitzinssatz in der Schweiz (3-Monats Libor), der aktuell bei -0,43 Prozent liegt. Mit der plötzlichen Aufgabe des Mindestkurses verschob die Nationalbank ihren Leitzinskorridor von -0,75% bis 0,25% auf -1,25% bis -0,25%.

"Die tiefsten negativen Zinsen der Welt, die Bedrohung von Interventionen und eine mögliche Rezession sollten gegen den Franken arbeiten", zitiert der Finanzdienst Bloomberg Derek Halpenny, Chef für europäisches Research bei der Bank of Tokyo-Mitsubishi in London. Wenn sich der Staub nach dem Mindestkurs-Aus gelegt habe, könnte sich der Markt langsam gegen den Franken positionieren, meint Halpenny.

Noch ein Ass im Ärmel

Neben dem negativen Leitzinskorridor hat die SNB ein weiteres Eisen im Feuer. Den gerade erst vor einem Monaten überraschend eingeführten Negativzins auf Bankeinlagen schiebt man von -0,25% auf -0,75% noch tiefer ins Minus.

Mit dem Negativzins-Spektakel sollen ausländische Gelder abgeschreckt werden, die zuletzt auch wegen den Krisen in der Ukraine und dem Nahen Osten wieder verstärkt in die Schweiz geflossen sind.

Darüber hinaus erhofft sich die Nationalbank, dass Portfoliomanager bereits geparkte Gelder aus der Schweiz abziehen und woanders anlegen. Ob letzteres allerdings dazu führt, dass der Euro aufwertet, ist fraglich. Vermögensverwalter werden das Geld wohl nicht in den Euroraum bringen. Wahrscheinlicher ist, dass sie es in die Vereinigten Staaten umlenken, wo die Zinsen steigen dürften.