Franken-Kreditnehmer profitieren vom Zinsspektakel
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Franken-Kreditnehmer profitieren vom Zinsspektakel

An österreichische Häuslbauer ausgereichte Franken-Kredite sehen in der Regel vor, dass jährlich Zinsen an die Bank gezahlt werden. Kurioserweise liegt der maßgebliche Zinssatz wegen der unkonventionellen Zinspolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) aktuell bei -0,86 Prozent. Franken-Kreditnehmer müssten demzufolge Zinsen gutgeschrieben bekommen, wären da nicht die Rechtsabteilungen der Banken.

In Österreich sind Kredite mit variabler Verzinsung im Gegensatz zu Deutschland Gang und Gebe. Für Unternehmen und Privatleute, die einen Euro-Kredit nehmen, ist der Euribor der relevante Referenzzinssatz. An ihn koppeln die Banken die Zinsen zuzüglich einer Bearbeitungsgebühr sowie eines individuellen Risikoaufschlages, den die Bank über eine Kreditwürdigkeitsprüfung des Darlehensnehmers ermittelt.

Auch Franken-Fremdwährungskredite sind an einen Referenzzinssatz gekoppelt. Sein Name: 3-Monats-Libor. Dieser Zins liegt aktuell bei -0,86 Prozent, wie man auf dem rechten Teil der Homepage der Schweizerischen Nationalbank sehen kann. Bearbeitungsgebühr und Risikoaufschlag summieren sich bei einem typischen Franken-Fremdwährungskredit auf 0,6 Prozent.

Bevor das SNB-Zinsspektakel begann, lag der 3-Monats-Libor bei 0,05 Prozent. Ein typischer Franken-Kreditnehmer mit einer Darlehenssumme von 150.000 Franken zahlte auf seinen Kredit einmal im Jahr 813 Euro an Zinsen:

0,05% + 0,6% = 0,65%
0,65% von 150.000 Franken = 975 Franken
975 Franken geteilt durch einen EUR/CHF Kurs von 1,20 = 813 Euro

Die Rechnung nach dem Zinsspektakel sieht wie folgt aus:

-0,86% + 0,6% = -0,26%
-0,26% von 150.000 = -390 Franken
-390 Franken geteilt durch den aktuellen EUR/CHF-Kurs von 1,06 = -326 Euro

Das Minus bedeutet, die Bank steht bei dem Franken-Kreditnehmer mit 326 Euro in der Kreide. Die Banken wollen die 326 Euro aber nicht gutschreiben. Man hat schon juristische Gutachten in Auftrag gegeben, um sich abzusichern. In der Praxis dürfte es daher darauf hinaus laufen, dass viele Franken-Kreditnehmer zukünftig weder Zinsen zahlen noch welche bekommen.

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