EUR/CHF kommt wegen "Sell on Good News" ins Schlingern
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EUR/CHF kommt wegen "Sell on Good News" ins Schlingern

Bei Devisenhändlern läuten die Alarmglocken. Der Eurokurs sinkt in wenigen Stunden von 1,08 Franken auf 1,0670 Franken (-1,20 Prozent). Der Rückgang sorgt für Erstaunen, weil es an guten Konjunkturdaten aus dem Euroraum dieser Tage nicht fehlt. Schaut sich die Gemeinschaftswährung die Parität bald wieder von unten an?

Das Geldmengenwachstum im Euroraum kletterte Anfang 2015 deutlich schneller als erwartet. Die eng gefasste Geldmenge M1, die neben dem Bargeldumlauf die Sichteinlagen von Bankkunden umfasst, lag im Januar 2015 neun Prozent höher als im Januar 2014, teilte die Europäische Zentralbank (EZB) heute mit. Es handelt sich um den stärksten Anstieg seit 2011. M1 signalisiert ein stärkeres Wirtschaftswachstum.

Auch die breiter gefasste Geldmenge M3 deutet darauf hin, dass die Banken derzeit ihre Kreditvergabe, vor allem an private Haushalte, erhöhen. M3 kletterte um 4,1 Prozent. Das war ein halbes Prozentpunkt mehr als von Analysten erwartet.

Unterdessen meldete die italienische Statistikbehörde Istat, dass das Verbrauchervertrauen in der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone auf den höchsten Stand seit 2002 stieg. Darüber hinaus hellte sich das Geschäftsklima in Italien auf. In Deutschland hat sich das GfK-Konsumklima auf einem bereits sehr hohen Niveau noch einmal verbessert.

Dass der Euro-Franken-Kurs die guten Vorgaben nicht nutzt, um seinen Anstieg auf 1,10 fortzusetzen, ist ein schlechtes Omen. Stattdessen kommt bei dem Devisenpaar die Börsenregel "Sell on Good News" zum tragen.

Es muss nun davon ausgegangen werden, dass viele Schweizer Exportunternehmen im Euroraum eingefahrene Gewinne jetzt schnell in Franken zurück tauschen. Ferner dürften man in der Zukunft liegende Euro-Umsatzerlöse über Absicherungsgeschäfte zu Eurokursen von 1,06-1,07 Franken festschreiben.

Dadurch kommt es zu einer starken Nachfrage nach Schweizer Franken, die den Wechselkurs auf EUR/CHF 1,00 (Parität) zurückwerfen könnte. Erneute Euro-Stützungskäufe der Schweizerischen Nationalbank (SNB) wären erforderlich.

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