Die Spekulanten dürften jetzt erst recht testen, wie lange die SNB der Aufwertung zusehen werde, und wann der Druck von Exportwirtschaft, Tourismus und Gewerkschaften so stark werde, dass das Spiel eines Mindestkurses erneut beginnen könne, schreibt Thomas Straubhaar, Schweizer Wirtschaftsprofessor von der Uni Hamburg, in einem Gastbeitrag für Die Welt.
Bereits in vier Handelstagen hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihren großen Auftritt. Bis dahin wird sich der Eurokurs mit seinem aktuellen Niveau unterhalb der Franken-Parität wohl abfinden müssen. Am Super-Donnerstag kommt es dann zum Showdown. Testet der Eurokurs sein Tief vom 15. Januar 2015 bei etwa 0,86 Franken?
Genaue Kurse gibt es nicht, weil der Interbanken-Markt nach dem Mindestkurs-Aus stundenlang geschlossen war. Die SNB setzte noch nicht einmal die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, im Vorfeld über ihre Entscheidung in Kenntnis. Man hatte wohl befürchtet, dass Lagarde, die eine Befürworterin der 1,20er Untergrenze war, sich verplappern könnte.
"Bei der Gestaltung ihrer Geldpolitik trägt die Nationalbank auch künftig der Wechselkurssituation Rechnung. Sie bleibt deshalb bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv", heißt es in der Medienmitteilung, mit der die SNB Franken-Kreditnehmern den Boden unter den Füßen wegzog.
Das heißt: Die SNB wird weiterhin Euro-Stützungskäufe durchführen. Nicht auszuschließen ist, dass sich die Notenbank erneut verkalkuliert. SNB-Präsident Thomas Jordan äußerte gestern auf der Pressekonferenz, als 1 Euro = 1 Franken wert war, seinen Unmut über den hoch bewerteten Franken. Vielleicht hat man bei der SNB gedacht, der Eurokurs würde bei 1,10 Franken anhalten.