Warum der Franken gegenüber dem Euro die Oberhand gewinnt

Bild zeigt SNB-Gebäude in Bern mit Schweizer Fahnen

Die Europäische Zentralbank (EZB) beginnt damit die Öffentlichkeit auf eine weitere Zinssenkung vorzubereiten, und so sinkt der EUR/CHF-Kurs auf 0,9280.

Die geldpolitische Kommunikation der EZB wird dovisher: Führende Notenbanker signalisieren, dass Zinssenkungen wahrscheinlicher sind als Erhöhungen.

Gleichzeitig haben Volkswirte ihre Erwartungen an eine Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ins negative Terrain weitgehend aufgegeben.

1) Was sagen die Notenbanken?

EZB: Chefvolkswirt Philip Lane betont, dass er zwar derzeit keinen unmittelbaren Handlungsbedarf sehe, aber wenn eine Entscheidung ansteht, sei die potenzielle Wahl nur zwischen "Zinsen senken“ oder "halten“ (aber nicht "erhöhen").

Der französische Notenbankchef François Villeroy de Galhau erklärt, die nächste Bewegung sei eher eine Senkung als eine Erhöhung.

SNB: Eine aktuelle Bloomberg-Umfrage zeigt, dass Ökonomen weitgehend aufgegeben haben, dass die SNB die Zinsen in den negativen Bereich senken wird. Konsens ist, dass die Zinsen stabil gehalten werden. 

2 ) Warum der Franken die Oberhand gewinnt

Zinsunterschied: Wenn die EZB die Märkte stärker an Senkungen glauben lässt, verkleinert sich der Zinsvorteil des Euro. Anlagen in Schweizer Franken werden attraktiver, zumal die SNB kommuniziert, die Zinsen stabil zu halten.

Fondsmanager kalibrieren ihre Portfolios, wenn EZB-Signale auf eine geldpolitische Lockerung hindeuten. Kapital fließt dann vermehrt in den Schweizer Franken, was den EUR/CHF-Kurs drückt.

EUR/CHF-Ausblick

Ein schwächerer Euro gegenüber dem Schweizer Franken wird wahrscheinlicher Die EZB-Sprache signalisiert zwar nicht eine unmittelbar bevorstehende Zinssenkung. Allerdings stehen die Zeichen auf geldpolitische Lockerung im ersten Quartal 2026.

Die Eurozonen-Wirtschaft braucht diesen Impuls, da im nächsten Jahre die 750 Milliarden Euro des EU-Aufbaufonds aufgebraucht sind.

Die SNB wird nach Einschätzung vieler Schweizer Ökonomen die Zinsen in den nächsten sechs bis zwölf Monaten stabil halten. Das schafft ein Umfeld, in dem der Zinsvorteil des Euro kleiner wird.

Daher dürfte sich Euro wird sich in den kommenden Monaten zum Schweizer Franken abschwächen. Dies wäre insbesondere dann der Fall, wenn sich mehr EZB-Ratsmitglieder der von Chefvolkswirt Lane vorgegebenen dovischen Haltung anschließen.