Der Eurokurs sinkt auf 0,9305 CHF und testet damit das untere Ende der zweieinhalbmonatigen Handelsspanne. Entsprechend steigen die Chancen, dass beim EUR/CHF-Wechselkurs die Drei als zweite Nachkommastelle durch eine Zwei ersetzt wird. Verwandelt sich der Euro zu einer Risikowährung?
Am Devisenoptionsmarkt agierende Anleger haben ein zunehmendes Absicherungsbedürfnis vor einem stärkeren Schweizer Franken. Das lässt sich am 25-Delta Risk Reversals ablesen. Hinter diesem Begriff, steckt ein einfaches Prinzip: Anleger sichern sich durch Optionen gegen Kursverluste ab – je stärker die Nachfrage nach solchen Absicherungen, desto deutlicher zeigt sich das in den Preisen dieser Optionen.
Die aktuellen Daten für Juli 2025 zeigen, dass sich die Preise für Absicherungen gegen einen fallenden Euro (oder anders gesagt: für einen stärkeren Franken) über alle Laufzeiten hinweg leicht verteuert haben. Besonders auffällig ist diese Entwicklung bei sehr kurzfristigen Absicherungen für eine Woche. Hier hat sich die sogenannte Risikoprämie innerhalb eines Tages spürbar ausgeweitet.
Das bedeutet: Anleger sind kurzfristig nervöser geworden und bereit, mehr für einen Schutz vor einem schwächeren Euro zu bezahlen. Auch bei längerfristigen Laufzeiten – etwa für drei, sechs oder zwölf Monate – ist dieser Effekt erkennbar.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Die Stimmung gegenüber dem Euro hat sich eingetrübt. Viele Investoren sind vorbereitet, dass der Schweizer Franken an Stärke gewinnt.
Charttechnisch wird das allerdings nicht ganz einfach. Ein Bruch durch die horizontale Unterstützung der Handelsspanne bei 0,9300 wird schwer. Bereits dreimal versuchte der Franken den Euro unter diese Marke zu drücken. Alle drei Versuche scheiterten. Der derzeit laufende vierte Versuch droht ebenfalls zu scheitern.
Es braucht eine Art Brandbeschleuniger: Infrage kommen ein Ausblick auf noch einmal deutlich tiefere EZB-Leitzinsen und eine deftige Korrektur an den rekordhohen Aktienmärkten. Erstgenanntes würde den Zinsvorteil des Euro verkleinern, zweitgenanntes die Risikobereitschaft nebst der Nachfrage für dem sicheren Hafen Schweizer Franken erhöhen.