Franken wertet 10 % auf: SNB vor schwieriger Entscheidung

Der starke Schweizer Franken stellt die Wirtschaft des Landes vor Herausforderungen. Als klassische „sichere Hafen“-Währung hat der Franken seit dem Beginn des zweiten Quartals 2025 gegenüber Euro 2,5 % und US-Dollar 7,5 % an Wert gewonnen. Dies erschwert es exportorientierten Unternehmen, wettbewerbsfähig zu bleiben, da ihre Produkte im Ausland teurer werden. Besonders betroffen sind die Uhrenindustrie, der Maschinenbau und die Lebensmittelherstellung, die bereits über rückläufige Aufträge und sinkende Margen klagen.

2 Liniencharts zeigen fallende EUR/CHF und USD/CHF Kurs Entwicklungen

Darüber hinaus wirkt sich der starke Franken negativ auf den Tourismussektor aus, da Reisen in die Schweiz für ausländische Gäste kostspieliger werden. Gleichzeitig führt die Währungsstärke zu sinkenden Importpreisen, was die Inflation drückt und das Risiko einer Deflation erhöht. Im Mai 2025 verzeichnete die Schweiz erstmals seit vier Jahren eine negative Inflationsrate von -0,1 %. Das Minuszeichen bedeutet: Der Franken gewinnt an Geldwertstabilität. In der Eurozone ist die Inflation bei 1,9 %, in den USA bei 2,5 %.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) steht vor einem Dilemma: Einerseits soll sie die Inflation im Zielbereich zwischen 0 % und 2 % halten, andererseits muss sie die Exportwirtschaft unterstützen. Um den Franken zu schwächen und die Inflation zu stabilisieren, hat die SNB bereits mehrfach die Leitzinsen gesenkt und erwägt diesen Kurs fortzusetzen. Der Weg zurück zu Negativzinsen ist damit vorgezeichnet. Noch liegt der Schweizer Leitzins bei 0,25 %.

Trotz dieser Herausforderungen zeigt sich die Schweizer Wirtschaft in einigen Bereichen robust. Insbesondere die Pharmaindustrie, deren patentgeschützte Produkte weniger preissensibel sind, trägt dazu bei, die negativen Effekte der Frankenstärke abzufedern. Insgesamt verdeutlicht die aktuelle Situation die Spannungsfelder zwischen Währungsstabilität, Exportwettbewerbsfähigkeit und Preisentwicklung, mit denen die Schweiz konfrontiert ist.

Haushalte profitieren

Trotz der Herausforderungen für die Exportwirtschaft bringt der starke Schweizer Franken auch Vorteile – insbesondere für private Haushalte. Durch die Aufwertung des Frankens sinken die Preise für importierte Güter und Dienstleistungen. Elektronik, Kleidung oder auch Ferien im Ausland werden dadurch günstiger. Auch Benzin und Heizöl kosten weniger, da Rohstoffe wie Erdöl in US-Dollar gehandelt werden – ein starker Franken macht sie für Schweizer Haushalte billiger.

Insgesamt steigt die Kaufkraft: Schweizer Haushalte besitzen eine deutlich stärkere Kaufkraft, weil ihr Lohn in Franken mehr wert ist – vor allem im Vergleich zum Euroraum. Gleichzeitig wirkt der starke Franken preisdämpfend und schützt vor importierter Inflation. Für Konsumenten bedeutet das: stabilere Preise, höhere Ersparnisse und mehr finanzieller Spielraum im Alltag.