Am 6. Mai 2025, als der Euro-Franken-Kurs bei 0,9300 notierte, sagte der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Martin Schlegel, der Franken habe sich „wirklich sehr stark“ aufgewertet. Diese Unzufriedenheit hat kurzfristig Wirkung gezeigt: Der Franken hat, ganz im Sinne Schlegels, nachgegeben.
Am 12. Mai steht EUR/CHF bei 0,9380. Doch dieser Effekt könnte schnell verpuffen. Denn Schlegels Worte allein werden kaum reichen. Um eine erneute Aufwertung des Frankens zu verhindern, braucht es Zinssenkungen oder direkte Interventionen am Devisenmarkt.
Thomas Stucki, Anlagechef bei der St. Galler Kantonalbank und früherer leitender SNB-Mitarbeiter, geht deshalb davon aus, dass die Nationalbank im Juni 2025 handeln muss. Er rechnet mit einer Zinssenkung um 0,50% auf -0,25% – zurück in den negativen Bereich.
In der Schweiz mehren sich kritische Stimmen zur Zinspolitik der SNB. Einige Ökonomen werfen der Nationalbank vor, bereits im Mai 2024 zu früh mit Zinssenkungen begonnen zu haben. Damals sie die Schweizer Wirtschaft noch robust gewesen.
Überdies stieg der EUR/CHF-Kurs bis Anfang Juni 2024 auf 0,99 und nahm damit Druck von der SNB, geldpolitisch aktiv zu werden. Im Nachhinein zeigt sich, dass eine Politik der ruhigen Hand vermutlich der bessere Weg gewesen wäre. Fehlentscheidungen wie diese untergraben das Vertrauen in die SNB – und zwingen sie nun dazu, nicht nur verbal, sondern auch geldpolitisch aktiver zu werden.
Sollte die SNB tatsächlich erneut zu Negativzinsen greifen, wird der Effekt auf den Franken begrenzt bleiben. Ein Anstieg des Euros über 0,95 Franken scheint unwahrscheinlich, und sod dürfte der Kurs wahrscheinlich in einem Bereich von 0,92 bis 0,94 schwanken, bevor die Entscheidung zu einer Neuauflage der Strafzinsen am 19. Juni 2025 fällt.
🔗Der Druck auf den SNB-Präsidenten wird immer grösser, Neue Zürcher Zeitung, 10.05.2025