40.000 Haushalte in Österreich mit CHF-Kredit – was tun?
Home » » 40.000 Haushalte in Österreich mit CHF-Kredit – was tun?

40.000 Haushalte in Österreich mit CHF-Kredit – was tun?

Infografik Tipps für Franken-Kreditnehmer in Österreich

Fremdwährungskredite in Schweizer Franken: Was betroffene Haushalte jetzt wissen und tun sollten

Ein Thema, das viele verdrängen – aber nicht verschwunden ist

Fremdwährungskredite sind aus den Schlagzeilen verschwunden. Doch für rund 40.000 private Haushalte in Österreich ist das Thema aktueller denn je. Sie alle haben noch einen offenen Kredit in Schweizer Franken, meist endfällig und zuweilen gekoppelt mit einem Tilgungsträger wie einer Lebensversicherung oder einem Investmentfonds. Insgesamt belief sich das verbleibende Kreditvolumen Ende 2024 auf 6,13 Milliarden Euro, was rund 3,5 % aller Kredite an Haushalte entspricht.

Der starke Franken bleibt das größte Risiko

Der Wechselkurs zwischen Euro und Schweizer Franken pendelte im vierten Quartal 2024 um 0,94. Aktuell (April 2025) notiert der Kurs bei 0,9250. Seit 2008 hat sich der Franken gegenüber dem Euro um 71,6 % aufgewertet. Diese enorme Aufwertung bedeutet für viele Kreditnehmer: Die ursprünglich kalkulierte Rückzahlungssumme in Euro ist heute deutlich höher.

Wer etwa 2008 einen CHF-Kredit in Höhe von 200.000 Franken aufgenommen hat, musste dafür damals rund 122.000 Euro aufbringen. Bei einem heutigen Kurs von 0,9412 beträgt die Rückzahlung aber rund 188.000 Euro – allein durch die Währungsentwicklung.

Warum die nächsten Jahre entscheidend sind

Laut Schätzungen der FMA (Finanzmarktaufsicht) liegt der Schwerpunkt der noch offenen endfälligen Kredite im Zeitraum 2029 bis 2033. In diesen Jahren wird ein Großteil der Verträge fällig – inklusive Kapitalrückzahlung. Für viele stellt sich dann die Frage: Wie hoch ist der Rückzahlungsbetrag in Euro – und wie wird er finanziert?

Noch bleibt Zeit zur Vorbereitung. Doch die Wechselkursniveaus sind beunruhigned. Der Euro-Franken-Kurs steht kurz davor auf ein neues Rekordtief zu sinken. Das bisherige Rekordtief liegt bei 0,9205 und wurde im November 2024 erreicht.

Der lange Rückzug aus dem Franken-Kredit – eine Bilanz

Nach dem Neuvergabe-Stopp durch die FMA im Herbst 2008 ist das Volumen der Fremdwährungskredite wechselkursbereinigt um €43,2 Milliarden bzw. 90 % gesunken. Allein im Jahr 2024 ging das Volumen um 17 % bzw. €1,27 Mrd. zurück. Der schrittweise Ausstieg zeigt, dass viele Haushalte in den letzten Jahren auf Euro-Kredite umgeschuldet oder vorzeitig zurückgezahlt haben. Doch ein signifikanter Restbestand and Franken-Krediten in Österreich bleibt.

Was betroffene Haushalte tun können

Wenn Sie selbst noch einen laufenden Fremdwährungskredit haben, gibt es folgende Möglichkeiten.

1. Den Wechselkurs aktiv beobachten
Das Wechselkursrisiko bleibt. Eine weitere Aufwertung des Schweizer Franken unter 0,90 CHF per 1 Euro führt zu weiteren, deutlichen Belastungen. Die Talfahrt des Euro-Franken-Kurses verläuft aber nicht monoton. Es gibt immer wieder Abschnitte, in denen der Euro um 5-10% aufwertet. Kommt es dazu, kann man eine Umschuldung prüfen (siehe Punkt 3).

2. Tilgungsträger überprüfen (falls nicht stillgelegt)
Viele endfällige Kredite setzen auf Lebensversicherungen oder Fonds, die das Kapital am Laufzeitende bereitstellen sollen. Prüfen Sie regelmäßig, ob der aktuelle Wert und die Prognosen ausreichen – und ob es Deckungslücken gibt.

3. Umschuldung prüfen
Bei ausreichender Bonität kann eine Umschuldung in einen Euro-Kredit Sicherheit schaffen. Auch wenn dabei womöglich Wechselkursverluste realisiert werden, vermeiden Sie so weitere Kursrisiken bis zur Fälligkeit.

4. Beratung in Anspruch nehmen
Sprechen Sie mit Ihrer Bank oder einem unabhängigen Finanzberater. Je früher man sich mit dem Thema auseinandersetzr, desto mehr Handlungsspielraum bleibt.

Fazit: Ein ruhendes Risiko, das bald Realität wird

Der Fremdwährungskredit war für viele Haushalte einst eine vermeintlich günstige Finanzierungslösung. Inzwischen zeigt sich: Das Wechselkursrisiko war größer als gedacht – und die lange Laufzeit verschiebt das Problem lediglich nach hinten. Spätestens ab 2029 wird sich für zehntausende Haushalte entscheiden, wie teuer der CHF-Kredit wirklich war.