Plötzlich wollen alle den Schweizer Franken haben. Der ist teuer, aber nicht überbewertet. Anders der Euro: Der ist schwach, aber nicht chancenlos. Er holt gerade zum Gegenschlag aus.
Der Euro-Rückgang auf 0,96 CHF ist das Ergebnis einer Stärkephase des Schweizer Franken. Dieser tiefste Stand des EUR/CHF seit neun Monaten geht ausnahmsweise einmal nicht auf die ausgehöhlte Geldwertstabilität der Gemeinschaftswährung zurück.
Aktuell legt der Euro gegenüber anderen Währungen, allen voran dem US-Dollar, zu. Noch stärker wertet der Franken auf. Er klettert gegenüber dem Dollar auf den höchsten Stand seit acht Jahren.
Im Ergebnis kommt es zu einem RĂĽckgang des Euro-Franken-Kurses. Diesem fehlt allerdings zum jetzigen Zeitpunkt der Verkaufsdruck.
Anders sähe es, wenn sich nicht ein kleiner italienischer Lebensversicherer mit Euro-Staatsanleihen verspekuliert hätte, sondern ein Großer. Die Pleite von Eurovita hat keine Auswirkungen am Devisenmarkt.
Double Pressure
Derweil kann sich der Euro von 0,9610 auf 0,9680 CHF erholen. Nächstes Kursziel ist 0,9730. Damit wäre er wieder in der Mitte des Handelsband (Trading Range) von Ende Mai bis Anfang Juni.
Von einer solchen Trading Range wird der Wechselkurs angezogen wie von einem Magneten. Warum: Der Bereich 0,9670 bis 0,9760 für die Bullen und Bären ein guter Kompromiss.
Die Bullen sind bereit Euro zu kaufen, als sie mit einem Anstieg auf 1,00 CHF rechnen. Theoretisch wäre es zwar besser den Euro tiefer zu kaufen. Das ist jedoch zu gefährlich, als sie bei Kursen von 0,96 Gefahr liefen, in ein fallendes Messer zu greifen.
Für die Bären ist die Trading Range ein neue Gelegenheit den Euro zu höheren Kursen zu verkaufen. Sie rechnen mit einem Rückgang der Gemeinschaftswährung auf 0,95 CHF.
Dieses Tauziehen könnte die nächsten sechs Wochen prägen. Anfang September wird dann eine Seite die Oberhand gewinnen. Das werden aller Voraussicht nach die Bären, die einen tieferen EUR/CHF wollen, sein.
Jetzt geht es Schlag auf Schlag: Die Euro-Käufe der Bullen am unteren Ende sind nicht mehr stark genug, um den Kurs ans obere Ende der Trading Range zu bringen. Die Bären sehen das und verkaufen noch stärker.
Das Ergebnis ist eine Situation, die man Double Pressure bezeichnet:
- Die Bullen geben auf und verkaufen ihre Euro-Bestände mit Verlust.
- Die Bären verkaufen den Euro noch stärker (Scaling In), zumal ihre Einstiege zu höheren Kursen bereits in der Gewinnzone sind.
Dieser doppelte Verkaufsdruck wiegt nun auf dem Euro. Er fällt Richtung 0,95 CHF.