Geht dem Schweizer Franken der Saft aus?
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Geht dem Schweizer Franken der Saft aus?

Der Schweizer Franken hat in den vergangenen Wochen kontinuierlich zum Euro abgewertet. Beschleunigt wurde dieser Abwertungstrend von hohen Euro-Zinsen. In Deutschland und Österreich sind die Zinsen hurtig am steigen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) stellt sich inzwischen einer merklichen Abschwächung des Frankens wegen Inflationssorgen entgegen.

Plötzlich ist für den Euro ein ausgeglichenes Jahresergebnis erreichbar. Zwischen dem 26. September und 18. Oktober 2022 kletterte der Euro-Franken-Kurs von 0,9405 auf 0,9820 (+4,4%). Bei einem weiteren Anstieg dieser Größenordnung wäre der Euro bei 1,0375 Franken und damit auf dem Schlusskurs vom 31. Dezember 2021.

Bild zeigt Schweizer Franken geht Saft aus

"Österreich erwartet Verdoppelung der Kosten des Zinsdienstes", meldet Bloomberg. Mit einem lachenden Auge nehmen das in einen Euro-Fixzinskredit gewechselte frühere Franken-Kreditnehmer zur Kenntnis. Der 10-Jahres-Zins auf österreichische Staatsanleihen stieg in den letzten zwölf Monaten steil von -0,1% auf 2,7%. Dadurch sind natürlich auch die Zinsen auf einen Euro-Fixzinskredit hochgegangen.

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Der Gürtel wird enger geschnallt. Das zusätzliche Geld, das der Staat an Zinsen bezahlen müsse, mache "natürlich die Budgetsituation nicht leichter", sagt Finanzminister Magnus Brunner dem ORF. Der eine Leuchtturmfunktion innewohnende deutschen Bundesanleihe-Zins kletterte von -0,3% auf 2,3%. Der Satz auf eine Schweizer Bundesobligation stieg langsamer von -0,2% auf 1,2%.

Paradigmenwechsel

Wer auf einen stärkeren Euro zum Franken setzt, muss die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Auge behalten. Zwischen März 2009 und März 2022 war sie ausschließlich daran interessiert, den Franken nicht zu schnell, zu stark werden zu lassen. Mit dem Anstieg der Schweizer Inflation auf 3,5% (deutlich über die Zielvorgabe von 0-2%) hat sich das jedoch geändert.

Notenbankchef Thomas Jordan hat explizit gesagt, dass er einen starken Franken wünscht, um die Inflation zu drücken. Sollte ihm ein plötzlich aufgewerteter Euro beim Erreichen seines Ziels hineinfuhrwerken, wird Jordan als großer Euro-Verkäufer am Devisenmarkt auftreten. Genügend Euro, die er verkaufen kann, hat er bekanntermaßen wegen langjährigen Stützungskäufen und dem Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken.

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Fazit und Ausblick

  • Steigen die Zinsen in Deutschland und Österreich zusammen mit ersten Erfolgen bei der Inflationsbekämpfung, dürfte der Euro über 1 Franken steigen.
  • Je höher es den Euro-Franken-Kurs zieht, umso wahrscheinlicher wird, dass ihm die SNB eins auf den Deckel gibt.
  • In der kurzen Sicht ist der Euro zum Schweizer Franken in einem Aufwärtstrend. Auf 12-Monatssicht und Mehrjahressicht ist er weiterhin in Abwärtstrends.