EUR/CHF: Da ist der Wurm drin - und bleibt es auch
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EUR/CHF: Da ist der Wurm drin - und bleibt es auch

Die Krachermeldung "Ende der Euro-Negativzinsen im September 2022" lockt den Euro nicht aus der Reserve, und so stagniert der EUR/CHF-Kurs bei 1,03. Auch ein überraschend gutes Wirtschaftswachstum im Euroraum wird nicht honoriert. Warum ist plötzlich im EUR/CHF-Kurs der Wurm drin?

Die Ära der Negativzinsen im Euroraum endet im September 2022. Das kündigt die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, an. Demnach wird der Einlagenzins (aktuell: -0,50%) aller Voraussicht nach in zwei Zinsschritten auf den EZB-Sitzungen Ende Juli und Anfang September auf 0% angehoben.

Auch das vom Euroraum trotz Ukraine-Krieg und hoher Inflation erreichte gute Wirtschaftswachstum führt keinen Anstieg des EUR/CHF-Kurses herbei. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Industrie und Dienstleister hielt sich im Mai mit 54,9 Punkten deutlich über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. S&P Global teilt mit:

"Die Wirtschaft der Eurozone blieb im Mai auf erfreulich robusten Wachstumskurs."

Der Euro beiße wegen der schlechten Stimmung an den Finanzmärkten und den extrem schwachen Börsen nicht. Der Schweizer Franken sei in diesem risikoscheuen Umfeld gefragt, lässt sich argumentieren. Das dürfte jedoch etwas zu kurz gegriffen sein. Der Devisenmarkt schaut über den Tellerrand und entdeckt dort viel Unerfreuliches.

Das gute wirtschaftliche Abschneiden der Eurozone in den letzten Wochen kann Sondereffekten zugeschrieben werden. Es handelt sich um die während den Corona-Jahren aufgestaute Nachfrage der Konsumenten. Sie entlädt sich gerade. Überdies haben die massiven Lageraufstockungen der Unternehmen die Zahlen zum Wirtschaftswachstum verbessert.

Aktuell überwiegt die aufgestaute Corona-Nachfrage die wegen der hohen Inflation verunsicherten Verbraucher. Das wird sich aber in den kommenden Wochen und Monaten ändern. Dann wird es sich rächen, dass Lagarde viel zu lange an der radikal anmutenden Geldpolitik festgehalten hat. Sie wollte damit wohl ganz sicher gehen, dass jene Person wiedergewählt wird, der sie ihr Amt zu verdanken hat.

Globaler Gegenwind

Die konjunkturellen Ausblicke für die USA und China, den beiden mit Abstand wichtigsten Handelspartnern der Euroländer, sind alles andere als rosig. Im Gegensatz zu den Europäern reden die Amerikaner nicht nur über Zinserhöhungen – sie führen sie tatsächlich durch. Das bremst die Konjunktur dort immer stärker. Chinas Wirtschaft ist von harschen Covid-Lockdowns gezeichnet. Ferner gibt es dort weiterhin Probleme auf dem Immobilienmarkt.

Neu hinzugekommen sind Bilder, die Chinas brutale Unterdrückung der Uiguren dokumentieren. In Europa haben jene, die Peking dafür mit Sanktionen belegen wollen, Auftrieb. Für die Wirtschaft ist das Gift. Eine Sanktionsspirale wird die Geschäftserwartungen der Unternehmen, um die es trotz des guten Wachstum im Mai laut ifo-Geschäftsklimaindex nicht sonderlich gut bestellt ist, eintrüben.

EUR/CHF-Kurs Diagramm Parität Analyse

Schaut man noch weiter über den Tellerrand, entdeckt man für den Euro Schlimmeres: Wird die Eurozone von den schwachen Konjunkturverläufen in den USA und China erwischt, muss frisches Geld her. Also beispielsweise eine Aufstockung des während der Covid-Pandemie eingeführten EU-Aufbaufonds auf 1,5 Billionen Euro.

Alsbald der konjunkturelle Gegenwind so stark ist, dass er die Inflation etwas drückt, wird die EZB nicht zögern ihrer Lieblingsbeschäftigung der letzten zwölf Jahre nachzugehen: Dem Ankauf von Staatspapieren mit Geld aus dem Nichts.

Fazit und Ausblick

Das Ende der Negativzinsen zusammen mit einer robusten Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone im Mai reichen nicht, um den Euro in die Aufstiegsspur zu setzen. Ursachen:

  • Die bei den Konsumenten aufgestaute Corona-Nachfrage kann sich nur einmal entladen.
  • Die sich abzeichnenden EZB-Leitzinserhöhungen kommen viel zu spät und in homöopathischer Dosis.

Das Bigger Picture spricht für die Sicherheit des Schweizer Franken. Wer geglaubt hat, dass es mit Schuldenmachen, Wirtschaftswachstum, tiefen Inflationsraten, haussierenden Börsen und steigenden Immobilienpreise immer so weitergeht, saß einem Irrtum auf.

Diese Leute werden weiterhin behaupten, dass alles prima sei, sich aber gleichzeitig von ihren extrem hohen Akienbeständen trennen und in die Sicherheit des Schweizer Franken flüchten.

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