Büchse der Pandora für hohe Euro-Verluste ist offen
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Büchse der Pandora für hohe Euro-Verluste ist offen

Balkendiagramm Euro-Abschwächung zu Schweizer Franken

Nachdem der Schweizer Franken den Euro vor einem Monat auf die Parität abschwächte, steht der US-Dollar in den Startlöchern selbiges zu tun. Wird der Euro schwächer, geht die Inflation höher, was ihn weiter dann noch mehr abschwächt. Ein Teufelskreis.

Aktuell notiert der Euro-Franken-Kurs bei 1,02. Versuche sich von der Parität zu lösen, haben die Gegner der Gemeinschaftswährung bei 1,04 abgefangen. Die meisten Devisen-Auguren rechnen mit einer Erholung des Euro. Damit schätzen Banken die Fähigkeit des Euro, sich gegenüber dem Schweizer Franken zu behaupten, zu hoch ein. Sie tun das übrigens seit mehr als einem Jahrzehnt.

Die Europäischen Zentralbank (EZB) hat gerade trotz einer Inflation von 7,5% einer baldigen Leitzinserhöhung eine Absage erteilt. Die Anti-Währungshüter halten an ihrer Marschroute der letzten Jahre fest. Leitzinserhöhungen werden so weit wie es geht in die Zukunft verschoben, bis die nächste Rezession da ist – und fallen dann unter den Tisch.

>10% Inflation statt Euro-Schuldenkrise

Der Euro-Dollar-Kurs hat eine Leuchtturmfunktion für den Euro-Franken-Kurs. Aktuell gibt es für 1 Euro 1,08 Dollar. Vor einem Jahr waren es 1,20. Die Amerikaner erhöhen die Zinsen. Überdies wickelt die US-Notenbank (Fed) ein Teil ihrer Staatsanleihenkäufe ab (Quantitative Tightening). Dies kommt einer zusätzlichen geldpolitischen Straffung gleich und stärkt den Dollar.

Auf der anderen Seite des Atlantiks ist ein solches Vorgehen ausgeschlossen: Die EZB würde niemals auf die Idee kommen von ihr aufgekaufte italienische Staatsanleihen wieder abzugeben. Bei einem solchen Quantitative Tightening gäbe es eine weitere Euro-Schuldenkrise, als die Zinsen der hochverschuldeten Südstaaten hochschnellen würden.

Der Devisenmarkt schaut über die horrendenden Staatsschulden und Defizite der USA hinweg. Dabei spielt auch der Krieg in Europa eine Rolle. Er schwächt den Euro, als er ihn riskanter macht. Überdies ist in Europa der konjunkturelle Gegenwind wegen des Kriegs stärker als in den USA.

Eine Serie von "massiven Inflations-Fehlprognosen" der EZB nähre den Verdacht, dass die Notenbank die Inflationsgefahren zu tief einschätze, um am Status Quo festzuhalten. Darauf weist der Experte Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hin.

Mit dem Krieg in der Ukraine ist die Kritik an der inzwischen bei knapp 10% liegenden Inflation in der Eurozone* zurückgegangen. Damit hat es die EZB einfacher am Status Quo (-0,50% Einlagenzins, 0% Leitzins) festzuhalten, bis der nächste strukturelle (nicht kriegsbedingte) Konjunkturabschwung da ist. Dann wird sie freilich wieder Staatsanleihen kaufen.

Fazit und Ausblick

US-Notenbanker ändern ihre Meinung, wenn sich die Fakten ändern. Ein US-Notenbanker, der vor einem oder zwei Jahren die extrem expansive Geldpolitik befürwortete, kann sich nun an die Spitze jener stellen, die für Zinserhöhungen eintreten. Ein Beispiel dafür ist die Fed-Direktorin Lael Brainhard, die kurz davor ist zur Vizechefin der Notenbank aufzusteigen.

In der Eurozone ändern sich Notenbanker nie. Die Kompassnadel von Frau Lagarde und ihren südeuropäischen Kollegen steht immer auf radikal anmutende Geldpolitik. Das schwächt den Euro dauerhaft. Dass er nun auch zum US-Dollar Richtung Parität geht, ist ein weiteres Indiz dafür, dass die Gemeinschaftswährung die Nachfolgewährung der italienischen Lira ist.


*In den offiziellen Inflationszahlen für den Euroraum werden die gestiegenen Mieten und Kosten für selbsgentutztes Wohneigentum nicht hinreichend berücksichtigt. Inkludiert man beides, ist die Inflation nicht bei 7,5% sondern bei etwa 9%.

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