"Schweizer Franken als sicherer Hafen weiterhin stark gefragt", ist sich die Deutsche Bank sicher. Sie rechnet bis Mitte 2022 mit einem Absinken des EUR/CHF-Kurses auf 1,02. "Aufwertung des Schweizer Franken erwartet", pflichtet J. Safra Sarasin bei, während die Bank-Austria-Mutter Unicredit an einer 1,10er-Prognose für den EUR/CHF festhält.
Die Corona-Krise werde der Wirtschaft in der Eurozone nach Einschätzung der EU-Kommission nicht viel anhaben. Wirtschafts- und Währungskommissar Valdis Dombrovskis erwartet für 2022 mit 4% noch einmal ein Konjunkturschub, der deutlich über dem Potenzialwachstum der Euroländer liegen würde. 2021 bescherten die Corona-Nachholfeffekte der Wirtschaft ein Wachstum von 5%.
Mit dieser starken Sonderkonjunktur im Rücken hätte die europäische Gemeinschaftswährung den Schweizer Franken eigentlich in Schach halten müssen, lässt sich argumentieren. Doch daraus wurde nichts. Die Inflation in den Euroländern zog bis Ende 2021 auf 5% an. Im Gegenzug schwächte sich der Euro um 4% auf 1,04 Franken ab.
Laut der St.Galler Kantonalbank bleibe die Europäische Zentralbank (EZB) für die Finanzierung schwächerer Euroländer essenziell. "Diese Rolle wird sie so schnell nicht mehr los, was die Handlungsfähigkeit der EZB beschränkt und den Euro an den Devisenmärkten verletzlich macht." Der jüngste Schwächeanfall des Euro sei aber nicht mit der Euro-Krise 2011/12 vergleichbar, als der EUR/CHF-Kurs von 1,50 auf 1,05 absackte, beruhigt die Kantonalbank.
Neben der Bank-Austria-Mutter Unicredit erwartet die Oberbank ein Comeback des Euro: "Der Aufwertungsdruck beim Schweizer Franken, der von globalen Unsicherheiten zuletzt zusätzlich Aufwind erhielt, dürfte im Laufe des Jahres 2022 etwas nachlassen." Das Geldhaus aus Österreich traut dem Euro ein Anstieg auf 1,06 Franken zu.
Der Eurokurs sank am letzten Handelstag des Jahres mit 1,0325 auf den tiefsten Stand selbigen Jahres. Das ist aus charttechnischer Sicht ein weiteres Indiz dafür, wie schlecht es um den Euro bestellt ist. Von der fundamentalen Seite wird das bestätigt: "Der Ausblick für den Schweizer Franken gestaltet sich unseres Erachtens weiterhin günstig", sagt die Bank J. Safra Sarasin. Sie rechnet für Ende 2022 mit einem Eurokurs von 1,03 Franken.
Quellen:
Währungsbulletin, Deutsche Bank
Strategy Research, Unicredit
Curreny Focus, St.Galler Kantonalbank
Wirtschaftsprognosen, Oberbank
Global View, Bank J. Safra Sarasin
