Euro wegen Abkehr von Geldwertstabilität unter Druck
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Euro wegen Abkehr von Geldwertstabilität unter Druck

Euro-Scheine ohne Geldwertstabilität
Der Schweizer Franken findet nach einem verkorksten Jahresauftakt in die Aufwertungsspur zurück. Um die Geldwertstabilität des Euro bleibt es 2022 schlecht bestellt. Nach Aussagen zur Inflation zweier Währungshüterinnen weiß nun wirklich jeder, was er am Euro hat, oder besser gesagt, nicht hat. Auf den Euro-Scheinen ist eine Null zu streichen, dann stimmt es in etwa wieder.

2022 kam der Euro kam gut aus den Startlöchern. Er kletterte von 1,0325 auf 1,0510 Franken (+1,8%). Antriebsfeder war der verbesserte Konjunkturausblick für die Eurozone. Überdies ist die Pandemielage nicht mehr so trostlos wie gegen Ende des letzten Jahres. Die Pandemie geht also, bleiben tut aber die Inflation. Dieser Ausblick wirft den Euro auf 1,04 Franken zurück.

Beim Thema Inflationsgefahren haben die Amerikaner weniger Bretter vor dem Kopf als die Europäer. Die US-Notenbank (Fed) hat sich von ihrem Kredo des letzten Jahres, wonach der Inflationsschub vorübergehend war, längst verabschiedet. Steigende Löhne, Mieten/Eigenheimkosten und teures Öl seien nicht vorübergehend. Sie werden eine ganze Weile hoch bleiben, erwartet der Chef der größten US-Bank, Jamie Dimon.

Weil die Inflation in den USA zuletzt bei 7% lag, ist es entsprechend schlecht bestellt um den US-Dollar. "Mit diesen 7 Prozent wird das, was noch auf uns zukommt, wahrscheinlich unterschätzt", sagt Börsenguru Mark Mobius im Gespräch mit Bloomberg. Der Schwellenland-Experte verweist auf das Geldmengenwachstum, welches 2021 in den USA 30% betragen hatte. "Man muss erwarten, dass die Preise um so viel hochgehen können", meint Mobius.

In der Eurozone stieg wegen eines noch massiveren Ankaufs von Staatsapapieren der Europäischen Zentralbank (EZB) das Geldmengenwachstum stärker als in den USA. Anstatt die Inflationsgefahren einzuräumen und ihnen entgegenzuwirken, behauptet EZB-Chefin Lagarde am Freitag bei einer Anhörung vor dem Europaparlament: "Unser Engagement für Preisstabilität bleibt unerschütterlich." Das kommt einer Farce gleich.

Vorbild Schweiz

In der Schweiz existieren, auch dank den in 2021 deutlich zurückgefahrenen Euro-Stützungskäufen seitens der Schweizerischen Nationalbank (SNB), keine Inflationsgefahren. UBS, Credit Suisse und Zürcher Kantonalbank erwarten für das laufende Jahr eine durchschnittliche Teuerung von 0,8-1%. Die Devisenreserven der SNB stiegen im letzten Jahr um 54 Milliarden auf 945 Milliarden Franken. 2020 war der Anstieg mit 120 Milliarden Franken noch mehr als doppelt so hoch ausgefallen.

2022 könnte die SNB von 54 Milliarden Franken auf Null runtergehen, während die EZB weiter Staatspapiere kauft. Die Mitarbeiterin von Christine Lagarde, die deutsche EZB-Direktorin Isabel Schnabel, versucht es nun mit einem kleinen Trick: "Vergleicht man die Preise heute mit denen vor zwei Jahren, so betrug die jährliche Inflation in Deutschland im Dezember lediglich 2,5 Prozent. Denn im ersten Jahr der Pandemie sind die Preise sogar gefallen", sagt sie der Süddeutschen Zeitung.

Die Inflation plötzlich in Abständen von zwei Jahren zu messen ist eine Ausflucht der deutschen Währungshüterin, die auf der südeuropäischen Weichwährungsflöte spielt. Mit ihren Äußerungen zur Inflation mögen sie die Öffentlichkeit ein Stück weit in die Irre führen können. Am Devisenmarkt blitzen die Damen Lagarde und Schnabel ab, und so wertet der Schweizer Franken wieder auf. Die EZB bleibt die größte Gefahr für die Geldwertstabilität des Euro.

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