Vertrauen in den Euro sinkt auf Tiefpunkt
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Vertrauen in den Euro sinkt auf Tiefpunkt

Kurz vor Weihnachten sinkt das Vertrauen in den Euro auf einen neuen Tiefpunkt. Umgekehrt erfreut sich der Schweizer Franken anhaltender Beliebtheit. Stein des Anstoßes ist ein Konflikt im EZB-Rat, der mit der lapidaren Bemerkung "ein paar Mitglieder dagegen" an die Öffentlichkeit gelangt.

Der Euro war zum Schweizer Franken zum Wochenschluss wieder einmal tiefer. Mit 1,0380 notierte der Wechselkurs auf dem niedrigsten Niveau seit Mitte 2015. Damit zeichnet sich die nunmehr fünfte Verkaufswelle und ein Absinken auf 1,03 ab.

Karte Euro-Staaten nach EZB-Abstimmungsverhalten

"Unter den gegenwärtigen Umständen, wie ich zuvor gesagt habe, ist es sehr unwahrscheinlich, dass wir die Zinsen im Jahr 2022 anheben", sagte Christine Lagarde, Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Französin macht genau das, was die Vertreter einer restriktiveren Geldpolitik befürchteten.

Der Ausstieg aus der im Zuge der Corona-Pandemie eingeführten radikal anmutenden Geldpolitik wird auf die lange Bank geschoben. Die Vertreter von Deutschland, Österreich und Belgien wollen das nicht mittragen, was Lagarde mit der Bemerkung abtut:

"Ein paar Mitglieder dagegen."

Diese "paar Mitglieder" sind die währungspolitischen Vertreter von 100 Millionen Menschen, die täglich mit dem Euro bezahlen. Das ist ein Drittel der Eurozone. Die Aufgabe von Lagarde wäre daher gewesen ihre Kritiker einzubinden, in dem sie etwas von der radikal anmutenden Post-Corona-Geldpolitik abrückt.

Der EZB-Rat würde mit einer Stimme sprechen. Die Einstimmigkeit zusammen mit der nicht ganz so lockeren Geldpolitik hätte dem Euro erlaubt unter die massive Abwertung gegenüber dem Schweizer Franken ein Schlussstrich zu ziehen. Stattdessen geht es mit dem Euro weiter bergab.

Überdies hat man eine Situation, in der die schlecht wirtschaftenden Ländern den gut wirtschaftenden ihren Willen aufzwingen. Deutschland, Österreich und Belgien haben mit die niedrigsten Arbeitslosenraten und die solidesten Haushalte in der Eurozone. Sie werden von den Hocharbeitslosen- und Hochverschuldungsländern Frankreich, Italien, Spanien und deren Anhängern (Malta, Zypern etc.) überstimmt.

Die, die Fünfer schreiben, geben damit denen, die Zweier nach Hause bringen, Nachhilfe. Das steht im Widerspruch zu einem Vorstoß der EU-Kommission die Bedeutung des Euro im internationalen Zahlungsverkehr zu stärken. Devisen-Portfoliomanager aus Amerika und dem asiatischen Raum runzeln die Stirn. Es ist so, wie wenn Nordkorea Singapur erfolgreiche Wirtschaftspolitik zeigen würde.

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