Trojanisches Pferd: Im Euro versteckt sich Italiens Lira
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Trojanisches Pferd: Im Euro versteckt sich Italiens Lira

Die Talfahrt des Euro setzt sich fort, und so sinkt der EUR/CHF-Kurs auf 1,0365. Einen so starken Schweizer Franken gab es letztes Mal Mitte 2015, als Griechenland beinahe aus der Eurozone flog. Sechs Monate zuvor hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) einen Mindestkurs bei 1,20 aufgehoben und damit dem Euro das Taschengeld gestrichen.

Vertreter der Europäischen Zentralbank (EZB) hatten der griechischen Regierung seinerzeit zu Recht vorgeworfen, "ökonomische Realitäten" zu leugnen. Knapp sieben Jahre später ist es die EZB, die "ökonomische Realitäten" leugnet.

EZB-Chefin Lagarde vertrete die Auffassung, die Inflation sei kein Problem. "Dies dürfte allerdings kaum das Resultat fundierter ökonomischer Analysen sein", heißt es in einem Beitrag auf cash.ch. "Es ist vielmehr Ausdruck davon, dass die hohe Verschuldung vieler europäischer Staaten Zinserhöhungen (...) kaum zulässt."

Entwicklung Schweizer Franken zur Lira und Inflation Italien

Oder hat sich die EZB das Leugnen von Inflationsgefahren bei der italienischen Notenbank abgeschaut? Geht es darum mit einer überbordenden Geldentwertung eine Weichwährung zu kreieren und die Sparer auszuplündern, dann besitzt die Banca d'Italia einen reichhaltigen Erfahrungsschatz.

Italien hatte Anfang der 1990er-Jahre sogar höhere Inflationsraten als Deutschland. Deutschland hatte damals die DDR-Währung Ostmark eins zu eins in die D-Mark umgetauscht. Dadurch stieg die Geldmenge rasant an. Weil die Bundesbank jedoch mit Leitzinserhöhungen gegensteuerte, gipfelte die Inflation 1992 bei 5%. Italien hatte mehr als 6% Inflation.

Der Euro in seiner heutigen Form besitzt eine große Nähe zur italienischen Lira. Die Euroländer stehen mit ihren Staatsanleihen bei der EZB in der Kreide, so wie einst der italienische Staat bei der Banca d'Italia. In der Eurozone ist die Inflation bei 5% und damit genau so hoch wie in Italien Ende der 1980er/Anfang der 1990er-Jahre.

  • Die italienische Lira schwächte sich zwischen 1990 und 1995 um 47% zum Schweizer Franken ab.
  • Selbst wenn die Verluste des Euro zum Schweizer Franken nur ein Drittel derer der Lira betragen, gäbe es für 1 Euro im Jahr 2025 nurmehr 0,94 Franken.