So sehen Europas größte Banken den EUR/CHF-Kurs 2022
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So sehen Europas größte Banken den EUR/CHF-Kurs 2022

Die größten Banken des Euroraums und der Schweiz erwarten einen Anstieg der Euro-Franken-Rate auf 1,06-1,10. Ausnahme ist die Deutsche Bank. Sie rechnet mit einem Rückgang auf 1,02. Österreichs Erste Group vertröstet die Fans höherer Zinsen.

Der Euro sank seit Jahresbeginn von 1,0850 auf 1,04 Franken. Damit hat er 4,1% verloren. Normalerweise schwächt er sich zum Franken pro Jahr um 1,5-2% ab. 2021 wurde es jedoch wegen eines Inflationsschubs in der zweiten Jahreshälfte deutlich mehr.

Frankreichs größte Bank, BNP Paribas, sieht die Euro-Franken-Rate bis Mitte 2021 auf 1,09 steigen. Spaniens Bankenriese Santander erwartet 1,08. Italiens Unicredit 1,06 und die britische Barclays rechnen mit einer Euro-Aufwertung um 2% auf 1,06.

Dass der Franken aktuell mit 1,04 per 1 Euro zu stark ist, sagen auch UBS, Credit Suisse und die Zürcher Kantonalbank. Die drei größten Banken der Schweiz erwarten bis Ende 2022 Wechselkurse von 1,08-1,10.

"Schweizer Franken als sicherer Hafen weiterhin stark gefragt", wendet die Deutsche Bank ein. Man müsse mit einem Absinken der Euro-Franken-Rate auf 1,02 rechnen, sagt Deutschlands größte Bank.

In die gleiche Kerbe schlägt die Commerzbank. Mit einer Erholung des Euro gegenüber dem Schweizer Franken sei nicht zu rechnen. "Mehr denn je bestehen im Euroraum beträchtliche Inflationsrisiken", warnt Chefvolkswirt Jörg Krämer.

EUR/CHF Diagramm mit Schweizer Franken Prognosen 2022

Die Experten der Erste Group begraben die Hoffnung, dass die Europäische Zentralbank (EZB) auf die hohe Inflation, die dem Euro schadet, mit einer deutlichen Straffung der Geldpolitik antwortet.

"Für die EZB gehen wir davon aus, dass eine Zinsanhebung noch etliche Jahre entfernt ist", sagt die Erste Group in ihrem Jahresausblick 2022.

Alle Großbanken sind sich einig, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) es nicht wagen wird, vor der EZB ihren Leitzins anzuheben. Was oft in Vergessenheit gerät: Die SNB ist aus der radikal anmutenden Corona-Geldpolitik längst ausgestiegen.

2020 weitete die SNB ihre Bilanzsumme über die Schiene Devisenmarktinterventionen (Euro-Stützungskäufe) noch um 100 Milliarden Franken aus. Ein beträchtliche Summe als die Schweizer Wirtschaftsleistung 700 Milliarden Franken beträgt.

2021 strich die SNB ihre Interventionen zusammen und gestaltete damit ihre Geldpolitik restriktiver. Sie ließ den Euro unter 1,05 Franken fallen. Diese Marke hatte sie 2020 nach dem Prinzip, "koste es, was es wolle", verteidigt.

Demgegenüber steht die EZB, die 2021 ihre Bilanzsumme noch stärker aufblähte als 2020. Die Geldpolitik werde auch 2022 sehr locker bleiben, sagt Chefvolkswirt Krämer.

Damit der Euro substanziell zum Franken steigt, müssten die Euro-Währungshüter einen Schlussstrich unter die Aufkäufe von Staatsanleihen ziehen. Dazu scheint die EZB aber erst bei einem Anstieg der Inflation auf 10% bereit zu sein.


🔗 Währungsbulletin Deutsche Bank, 21.12.2021
🔗 Research Jahresausblick 2022, Erste Group, 21.12.2021
🔗 GKB Währungs-Fokus, 17.12.2021
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