EUR/CHF-Ausblick: Wird die Parität auf 2022 vorgezogen?
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EUR/CHF-Ausblick: Wird die Parität auf 2022 vorgezogen?

Der Euro muss sich früher gegen einen Absturz auf die Schweizer-Franken-Parität zur Wehr setzen als erwartet. Aktuell kostet die Gemeinschaftswährung rund 1,04 Franken und damit so wenig wie das letzte Mal Mitte 2015. Sechs Monate zuvor war der Euro zum ersten Mal unter die magische Marke von 1,00 Franken gefallen.

In den letzten zwölf Jahren hat sich beim Euro-Franken-Kurs bis auf ein Tausch der Nachkommastellen nicht viel verändert: Im Jahr 2009 intervenierte die Schweizerische Nationalbank (SNB) unter ihrem damaligen Präsidenten Jean-Pierre Roth, um den Eurokurs über 1,50 Franken zu halten.

2021 bemüht sich die SNB die Euro-Franken-Rate bei 1,05 zu befestigen. So wie vor zwölf Jahren ist die SNB dabei das Handtuch zu werfen. Hintergrund ist der markante Inflationsunterschied zwischen der Eurozone und der Schweiz.

Wechselkursdiagramm Euro Schweizer Franken 2009-2021

Damit die hochverschuldeten Euroländer, allen voran Italien, nicht von ihren Staatsschulden erdrückt werden, ist man mit der Geldentwertung auf 4% nach oben gegangen. Von einer hohen Inflation profitieren die Schuldner, und wenn die öffentliche Hand die meisten Verbindlichkeiten hat, ist sie der größte Gewinner.

In der Schweiz beträgt die Inflation 1%. Der Inflationsunterschied zur Eurozone ist mit 3% doppelt so hoch wie im historischen Mittel. Eine Rückkehr des Inflationsunterschieds auf 1,5%, die eine Erholung des Euros auf etwa 1,10 Franken möglich machen würde, kommt wegen den Inflationserwartungen nicht in Frage.

Zum Thema: Schweizer Experten: Zukunft des Euro ist unter 1,05 Franken

Sie werden ermittelt, indem man die Renditen von inflationsgeschützten Staatsanleihen den Renditen von "normalen" Staatsanleihen gegenüberstellt. Die Finanzmärkte errechnen daraus eine Kennzahl: Die Inflationsrate in fünf Jahren für die darauffolgenden fünf Jahre. Diese Kennzahl ist für die Eurozone von 0,7% auf 2% deutlich gestiegen.

Was Musik in den Ohren des italienischen Finanzministers ist, bedeutet Abwärtspotenzial beim Euro-Franken-Kurs. Die Schweiz lässt sich nicht so einfach inflationieren wie die Eurozone. Überdies würde die Bevölkerung das auch gar nicht mitmachen. Per Volksentscheid würde die SNB umgehend verpflichtet per restriktiverer Geldpolitik eine stabile Teuerung wieder herzustellen.

Im Euroraum gibt es keine demokratische Inflationsbremse. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt zwar offiziell eine Inflation von 2% an. Sie sagt aber stets dazu, dass das nur auf mittlere Sicht gilt. Ob diese mittlere Sicht zwölf Monate oder fünf Jahre sind, beantwortet die Euro-Notenbank nicht.

Fazit

Mit dem Inflationsziel der EZB ist es wie mit einem Wackelpudding, den man an die Wand nageln will. Tatsächlich ist die hohe Inflation höchst willkommen, als dadurch die Staatsschulden sinken. Die einkommensschwachen Haushalte, die unter der hohen Inflation am meisten leiden, werden im Stich gelassen.

Der Euro ist ein weiteres Bauernopfer der EZB-Politik des Weginflationierens von Staatsschulden. Er hat seine Talfahrt gegenüber dem Schweizer Franken beschleunigt. Ein Austauschverhältnis von 1 Euro = 1 Franken (Parität) könnte daher bereits 2022 erreicht werden.

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