Franken-Kredite: Lage gut, Ausblick nicht so gut
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Franken-Kredite: Lage gut, Ausblick nicht so gut

Wegen einer im Spätsommer erfolgten Bodenbildung des Euros macht sich bei Franken-Kreditnehmern Erleichterung breit. Der Euro legte in den letzten Wochen deutlich zu. Aktuell gibt es für 1 Euro 1,0930 Franken. Ist das der Wendepunkt? Steht der Euro vor einer mehrjährigen Stärkephase?

"Wir sind fest davon überzeugt, dass der Negativzins weiter notwendig ist", sagte SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg gerade der Sonntagszeitung. "Würden wir jetzt die Zinsen erhöhen, würde sich der Franken deutlich aufwerten, das Wirtschaftswachstum würde zurückgehen."

Aus der Sicht von rund 65.000 österreichischen Haushalten, die einen Franken-Kredit am laufen haben, geht von den Schweizer-Libor-Zinsen keine Gefahr aus. Der CHF 1-Monats-Libor erhöhte sich seit Jahresmitte nur leicht von -0,81% auf -0,79%. Der CHF 3-Monats-Libor von -0,78% auf -0,76%.

Auch ein rascher Anstieg des Schweizer Franken auf 1,07 per Euro ist momentan kein Thema. Noch weiter weg ist ein Wechselkurs von 1,05, wie es ihn im Mai 2020 gab. Die Europäische Zentralbank (EZB) kündigte auf ihrer letzten Sitzung an, die Staatsanleihenkäufe leicht zu senken.

Vergleich Entwicklung EUR/CHF-Kurs zu EUR/USD-Kurs 2017-2021

Schaut man genauer hin, worauf der stärkere Euro gegenüber dem Schweizer Franken beruht, ergeben sich einige Ungereimtheiten:

  • So hat es der Euro in den letzten Wochen nicht vermocht gegenüber dem US-Dollar stärker zu werden.
  • Der Schweizer Franken schwächte sich hingegen um 2% zum Dollar ab.

Damit beruht der Anstieg des Euro-Franken-Kurses zur Gänze auf einer Frankenschwäche zum US-Dollar. Das ist insofern ein Problem, als der Dollar zum Franken (ebenso wie der Euro) seit Jahren sukzessiv abwertet.

Die USA haben laut dem renommierten Ökonomen Nouriel Roubini übertriebene fiskalische Anreize gesetzt. Wie die meisten Zentralbanken sei die US-Notenbank Fed durch den Anstieg der privaten und öffentlichen Schulden in den letzten Jahren in eine "Schuldenfalle" gelockt worden, so Roubini.

Fazit

Vertreter der Schweizerischen Nationalbank (SNB) haben in den letzten Jahren immer wieder betont, dass es einen stärkeren Euro gegenüber dem US-Dollar braucht, damit der Euro-Franken-Kurs nachhaltig steigt.

Die EZB will den Euro aber unter 1,20 Dollar halten. Darüber hinaus kommt der Schweizer Franken zum US-Dollar aktuell zu schlecht weg. Insgesamt steht der Anstieg des Euro-Franken-Kurses auf einem wackligen Fundament.

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