Deutschland verzeichnete im Juli ein Rekord-Wirtschaftswachstum. In den Euroländern ist das Wachstum so stark wie zuletzt vor 21 Jahren, zeigen die Einkaufsmanager-Daten (PMI) von IHS Markit. Der Dienstleistungssektor hat enorm Fahrt aufgenommen und schiebt die Konjunktur mächtig an.
Auch in der Schweiz gibt es Wachstum in Hülle und Fülle. Das ist aber nicht der Grund für den unter 1,10 liegenden Wechselkurs. Der Euro ist die zyklischere Währung. Er wurde zum Schweizer Franken in früheren Aufschwungphasen stets stärker. So zum Beispiel 2018, als er auf 1,20 Franken stieg. Dabei spielte es keine Rolle, dass die Schweiz ein ebenso starkes, oft sogar ein höheres Wachstum hatte.
Selbst die dem Euro stets mit einer gewissen Skepsis gegenüberstehenden Devisenexperten der Schweizer Banken hat seine schwache Entwicklung zum Franken auf dem falschen Fuss erwischt. Aufgrund der massiven Konjunkturhilfen durch die Staaten und Notenbanken war die rasante Erholung der Wirtschaft absehbar.
Entsprechend hatte die Credit Suisse vor einem Jahr einen Euro-Franken-Kurs für Juli 2021 von 1,15 in Aussicht gestellt. Die zweitgrößte Bank der Schweiz bleibt weiterhin optimistisch. Laut einer neuen Prognose rechnet sie für Mitte 2022 mit einem Anstieg des Euro auf 1,12 Franken.
Auch die Zürcher Kantonalbank erwartet, dass der Euro in den kommenden zwölf Monaten um vier Prozent gegenüber dem Schweizer Franken zulegt. Die UBS ist defensiver. Sie rechnet mit einem Anstieg um knapp zwei Prozent auf 1,10. "Alles in allem dürfte EUR/CHF in den nächsten Monaten leicht höher tendieren", sagt die Graubündner Kantonalbank.
Es gibt ein nicht zu unterschätzendes Risiko, dass sich der Euro-Franken-Kurs wieder einmal anders entwickelt, als von den Devisenexperten erwartet. Bei einer Verlangsamung der Konjunktur gepaart mit dem ein oder anderen Gewitter an Börsen wäre der defensive Schweizer Franken gefragt.
Der Euro-Franken-Kurs müsste seine Anstrengungen zur Rückeroberung der Marke von 1,10 begraben. Nun ginge es um die Frage: Kann sich der Euro über 1,05 Franken halten? Ein erster Versuch darunter abzutauchen scheiterte im April/Mai 2020 an massiven Euro-Stützungskäufen der Schweizerischen Nationalbank (SNB).
✅ EUR/CHF-Prognosen CS, UBS, ZKB, in GBK Währungs-Fokus, Juli 2021
