Euro-Inflation ist dreimal höher als in der Schweiz
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Euro-Inflation ist dreimal höher als in der Schweiz

Die Inflation ist trotz ultralockerer Geldpolitik von Schweizerischer Nationalbank (SNB) und Europäischer Zentralbank (EZB) niedrig. Unbedeutend ist sie aber keinesfalls, und so ist die dreimal so starke Teuerung in der Eurozone ein zentraler Grund für den seit Monaten fallenden Euro-Franken-Kurs.

Laut der DZ Privatbank ist eine im internationalen Vergleich niedrige Inflationsrate, wie im Fall der Schweiz, gemäß Kaufkraftparität positiv für eine Währung. "Im Bereich der Marke von 1,10 CHF halten wir Euro – Franken auf absehbare Zeit für angemessen bewertet", sagt das Geldhaus.

Thomas Jordan, oberster Währungshüter der Schweiz, kann sich zurücklehnen. Im Juni 2021 waren die Verbraucherpreise um 0,6% höher als im Juni 2020. Angesichts einer über die Schiene von Devisenmarktinterventionen auf über 1000 Milliarden Franken aufgeblähten SNB-Bilanzsumme ist die Teuerung von 0,6% ein guter Wert.

EZB-Chefin Christine Lagarde hat dreimal so viel Inflationssoße angerührt wie ihr Kollege Jordan. In der Eurozone lag die Inflation zuletzt bei 1,9%. Unter dem Deckmantel Flexibilität und Covid umschifft die Französin elegant den Kapitalschlüssel. Folge: Sie kauft überproportional viele Staatsanleihen aus Italien, Spanien und Portugal.

Euro in Leitzinsfalle


Ohne EZB-Stützungskäufe für die am Ramschniveau kratzenden Staatsanleihen aus Südeuropa käme es sofort zu Zinsanstiegen. Das können sich diese Länder aufgrund sehr hohen Staatsschulden und chronisch niedrigen Steuereinnahmen wegen nicht durchgeführten Strukturreformen im Dienstleistungsbereich und auf dem Arbeitsmarkt nicht leisten.

Die Situation ist eine völlig andere als in der 00er-Jahren. Seinerzeit beantwortete die EZB Inflationsanstiege in die Nähe von 2% umgehend mit Leitzinserhöhungen. Der Euro konnte sich daher gegenüber dem Schweizer Franken sehr gut behaupten.

Inzwischen sind Leitzinserhöhungen ein Tabu. Es geht nur noch darum, ob die EZB mit ihren monatlichen Staatsanleihenkäufen von 100 Milliarden Euro vielleicht auf 60 Milliarden runtergeht, um dann bei der nächsten Konjunkturflaute auf 120 Milliarden oder mehr wieder hochzugehen.