Zur Lage von Franken-Kreditnehmern im Mai 2021
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Zur Lage von Franken-Kreditnehmern im Mai 2021

2021 ist bislang ein gutes Jahr für die verbleibenden 70.000 Franken-Kreditnehmer* in Österreich. Sie gehen gestärkt aus der Pandemie hervor. Der Euro steht höher zum Schweizer Franken. Auf die tiefen EUR/CHF-Kurse von vor Corona besteht ein dickes Polster.

In den ersten zwei Monaten kletterte der Euro-Franken-Kurs von 1,08 auf 1,1150 (+3,2%). Es folgte eine mehrwöchige Seitwärtsbewegung auf einem mittleren Kurs von 1,1050. Ende April fiel der Euro dann unter 1,10. Aktuell notiert er bei 1,0950 Franken.

Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat derweil Bilanz gezogen aus der Corona-Krise. Sie formulierte in einer Pressemitteilung von 22. März 2021:

"Die massiven und unvorhersehbaren wirtschaftlichen Verwerfungen durch die COVID-19-Pandemie bestätigen, wie wichtig es war, den Abbau der noch aushaftenden Fremdwährungs- und Tilgungsträgerkredite konsequent und nachhaltig voranzutreiben."

Was sich auf den ersten Blick schlüssig anhört, hält einer Überprüfung der tatsächlichen Entwicklung des Euro-Franken-Kurses während der Pandemie nicht stand.

Als die Börsen im Februar 2020 von dem Virus erfasst wurden und die Kurse in den Keller rauschten, notierte der Eurokurs bei 1,07 Franken.

Der Euro war bereits vor der Pandemie auf dem absteigenden Ast. Die Konjunktur in der Eurozone darbte vor sich hin. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im September 2019 ein neues Ankaufprogramm von Staatsanleihen lanciert.

Der Euro sank dann bis Mai 2020 auf 1,05 Franken. Weiter runter ging es nicht. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) führte massive Euro-Stützungskäufe durch. Der Euro war auf dem Höhepunkt der Pandemie 1,9% schwächer als vor dem Ausbruch.

Ein Franken-Kreditnehmer, dessen Darlehen zwischen Februar und Mai 2020 fällig wurde, hat damit im schlechtesten Fall einen EUR/CHF-Kurs von 1,05 für die Rückzahlung bzw. Umschuldung erhalten.

Alle anderen Franken-Kreditnehmer mit Fälligkeit nach Mai 2020 (das ist die übergroße Mehrheit) haben jedoch keinen Schaden davongetragen.

Seit Anfang November 2021, als bekannt wurde, dass erfolgreiche Impfstoffe gegen das Virus entwickelt wurden, stehen diese Franken-Kreditnehmer sogar besser da als vor der Pandemie. Der Euro-Franken-Kurs machte damals einen Sprung von 1,07 auf 1,09.



*Laut FMA standen private Haushalte Ende März 2021 mit 11,2 Milliarden Euro aus Fremdwährungskrediten in der Kreide. Dividiert man dieses Volumen mit einer durchschnittlichen Kreditsumme von 150.000 Euro und berücksichtigt die wenigen Yen-Kredite sowie Wechselkursschwankungen, ergibt sich eine Anzahl von etwa 70.000 Franken-Kreditnehmern.
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