Herr und Frau Schweizer legen EUR/CHF-Kurs fest
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Herr und Frau Schweizer legen EUR/CHF-Kurs fest

Sind ausländische Anleger schuld am starken Schweizer Franken? Oder kommt die Frankenstärke von den schweizerischen Anlegern? Sie haben keinen Appetit auf Euro-Vermögenswerte, weshalb EUR/CHF-Anstiege stets von kurzer Dauer sind.

Aus der Sicht der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sind es die Ausländer. In Krisenzeiten wie jetzt flüchten sie in den Franken. Was SNB-Chef Thomas Jordan fast nie erwähnt:

Der Schweizer Franken wertet auch in normalen Zeiten gegen den Euro auf. Das ist ein klares Indiz dafür, dass sich die Frankenstärke nicht den Ausländern alleine in die Schuhe schieben lässt.

Herr und Frau Schweizer sind nicht bereit im großen Stil in der Eurozone anzulegen. In den Anfangsjahren des Euro war das noch anders. Damals investierten sie kräftig. Infolge kletterte der EUR/CHF-Kurs bis auf 1,68.

Gesetzlicher Auftrag


Die Bundesverfassung ordnet an, dass die SNB neben einer Geldpolitik über den Leitzins auch eine Währungspolitik zu führen hat. In einem 🔗Research Papier zum Schweizer Franken des Weltwirtschaftsinstituts heißt es:

"Entsprechend der herausragenden Bedeutung des Wechselkurses ist der Auftrag an die Schweizerische Nationalbank (SNB) weiter gefasst als für die Europäische Zentralbank (EZB)."

Der gesetzliche Auftrag an die SNB, auch eine Währungspolitik zu führen, ist in der aktuellen Diskussion entscheidend. Die USA werfen der Schweiz wegen Devisenkäufen zur Schwächung des Frankens Währungsmanipulation vor.

Jordan wiegelt angesichts der Bundesverfassung ab: "Um es ganz klar zu sagen: Der Bericht des US-Finanzministeriums hat keinen Einfluss auf unsere Geldpolitik." Der Spielraum für Zugeständnisse an die USA sei gering.

Für den EUR/CHF-Kurs wird entscheidend, wie es nach der Corona-Krise weitergeht. Die Schweiz wird aufgrund ihrer robusten wirtschaftlichen Lage und den gesunden Staatsfinanzen besser aus der Krise kommen als die meisten Euroländer.

Euro-Anlagen werden für schweizerische Anleger also nicht attraktiver. Italien hat seinen größten Gläubiger, die Europäische Zentralbank, bereits aufgefordert, auf den Schuldendienst des Landes einfach zu verzichten.

Fazit und Ausblick


Wegen aufgetürmten Schuldenständen, hohen Sockelarbeitslosigkeiten und geringem Potenzial für gutes wirtschaftliches Wachstum finden Schweizer Anleger in der Eurozone kaum gute Investitionsmöglichkeiten.

Der Euro wird es daher auch in "normalen Zeiten" schwer haben, nennenswert gegenüber dem Schweizer Franken aufzuwerten. Im besten Fall wird der Euro mehrmonatige Aufwertungsschübe durchlaufen.

Auf Mehrjahressicht muss man mit einer durchschnittlichen jährlichen Abschwächung des Euros gegenüber dem Schweizer Franken von 1,5% bis 2% rechnen. Alles andere ist Wunschdenken.

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