Starker Franken: Euro wird ausgemustert
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Starker Franken: Euro wird ausgemustert

Angst dominiert am Devisenmarkt, und so wird der Schweizer Franken Zug um Zug stärker. Für den Euro gibt es ein weiteres Problem: Er steckt seit zweieinhalb Jahren in einer Abwärtsbewegung. Der Weg daraus führt nur über ein Rückfall auf 1,05.

Gravierend sind die Verluste bisher nicht: Der Euro sank zwischen dem 28. September und 30. Oktober von 1,0830 auf 1,0670 (-1,5%). Möglicherweise ist das aber erst der Anfang einer mehrmonatigen Talfahrt.

Zwischen Dezember 2019 und März 2020 purzelte der Euro-Franken-Kurs von 1,1030 auf 1,0500 (-4,8%). Sollte es im Zuge der Corona-Lockdowns ein weiteres Mal um knapp 5% runtergehen, wäre der Euro im Februar 2021 bei 1,03 Franken.

"Im internationalen Vergleich steht die Schweiz weiter relativ gut da. Das sagt der Ökonom Mathias Binswanger von der Universität St. Gallen mit Blick auf die Corona-Krise.

"Mit den neuen Maßnahmen, die im Vergleich zum Ausland milder sind, wird die Schweiz wohl auch wirtschaftlich besser als andere Länder durch die nächsten Monate kommen", so Binswanger im Gespräch mit cash.ch.

Analyse Abwärtsbewegung EUR/CHF-Kurs 2018-2020 grafisch dargestellt

Charttechnisch gilt es die im Mai 2018 bei 1,20 begonnene Talfahrt zu analysieren. Zwar wurde die Abwärtstrendlinie gebrochen. Daraus zu schlussfolgern, es geht nicht noch einmal runter auf 1,05 oder tiefer, wäre jedoch falsch.

Tatsächlich findet nach dem Bruch einer Abwärtstrendlinie sehr oft ein Test des Tief statt. Der Euro wird also mit hoher Wahrscheinlichkeit die Marke bei 1,05 ansteuern.

Eine Ausnahme der Regel gilt, wenn dem Bruch der Abwärtstrendlinie ein Unterschießen (Sell Climax) vorausgeht. In einem solchen Fall ist ein Test des Tiefs nicht notwendig.

Beim Euro-Franken-Kurs gab es ein solches Unterschießen nicht. 1. Parallele und 2. Parallele der Abwärtstrendlinie blieben unverletzt. Das zeigt: Es sind noch viele Euro-Verkäufer zugegen.

Hierbei handelt es sich um eine sehr heterogene Gruppe:
  • Unter ihnen sind Schweizer Exportunternehmen, die sich gegen einen zu schwachen Euro absichern. Sie decken sich mit EUR/CHF-Verkaufskontrakten oder auch Put-Optionen ein.
  • Für Großspekulanten und Hedgefonds mit Macro-Strategie sind Wetten auf einen fallenden Euro-Franken-Kurs wegen der verschärften Corona-Lage und dem nächsten großen Lockerungspaket der Europäischen Zentralbank (EZB) interessant.
  • Fernen wetten automatische Devisen-Handelssysteme auf ein Test des Tiefs bei 1,05. Für sie war bereits der Trendlinien-Bruch im Sommer ein Signal, sukzessiv Euro-Verkaufspositionen aufzubauen (Scaling in).
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