Der Schweizer Franken wird in die Mangel genommen
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Der Schweizer Franken wird in die Mangel genommen

Die Kursgewinne des Euro in der zweiten Novemberwoche sind die größten seit vier Monaten. Franken-Kreditnehmer in Österreich und Schweizer KMU-Exporteure liebäugeln mit einem EUR/CHF-Kurs von 1,10. Ob sie den noch in diesem Jahr bekommen, hängt von den Euro-Währungshütern ab.

Der Schweizer Franken hat sich merklich abgeschwächt: Im Gegenzug kletterte der EUR/CHF-Kurs von 1,0660 auf 1,0825 (+1,5%). Sollte der Euro noch einmal anderthalb Prozent drauflegen, wäre die Marke bei 1,10 erreicht.

Für einen Franken-Fremdwährungskreditnehmer hätte sich die Lage deutlich verbessert. Bei einer Kreditsumme von 200.000 Franken bedeutet ein Plus von 3% 6.000 Franken (5.500 Euro) weniger zu tilgen bzw. umzuschulden.

Zum Thema: Der Ausblick für Franken-Kreditnehmer im November 2020

Am Devisenoptionsmarkt hat sich bisher nichts getan: Put-Optionen, mit denen sich kleine- und mittlere Unternehmen aus der Schweiz (KMU), die in die Eurozone exportieren, gegen einen schwächeren Euro absichern, sind teurer als Call-Optionen.

Von einem Stimmungswechsel kann also bisher keine Rede sein. Für die Devisenprofis ist der Euro weiterhin die Risikowährung. Das werde sich bald ändern, sagen Banken aus dem Südwesten Deutschlands.

EUR/CHF-Ausblick


"Auf dem aktuellen Niveau sehen wir den Franken als hoch bewertet an", meint die Landesbank Baden-Württemberg. Sie rechnet bis Dezember mit einem Anstieg des Euro auf 1,10 Franken. Die Sparkasse Freiburg erwartet 1,10-1,12 in der zweiten Jahreshälfte 2021.

Schweizer Devisenexperten schlagen nicht in die gleiche Kerbe: Allgemeiner Tenor unter Kantonalbanken, Privatbanken und den genossenschaftlichen Instituten: EUR/CHF wird 2021 unter 1,10 Franken verharren. UBS und Credit Suisse stehen dem Euro etwas wohlwollender gegenüber.

Einstweilen dominieren die Euro-Käufer. Damit das so bleibt, braucht es Signale aus Frankfurt. Sollte die Europäische Zentralbank (EZB) von einem den Finanzmärkten bereits telegrafierten umfangreichen Lockerungspaket abrücken, wäre ein zweites Hochschießen des Euro auf 1,10 Franken möglich.

Ein erfolgreiches Corona-Impfmittel verringert die Notwendigkeit des auf vollen Touren laufenden Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP). So nennt die EZB ihr spezielles Corona-Anleihenkaufprogramm.

Ob sich diese Logik bei den Währungshütern durchsetzt, ist ungewiss. Es dominiert das Motto: Lieber mehr als weniger zu tun. Man dürfe mit den Anleihenkäufe laut dem italienischen EZB-Direktor Panetta nicht schüchtern sein. Damit der Euro zum Franken höher steigt, ist jedoch Zurückhaltung gefragt.

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