CH-Anleger: Euro bekommt keine zweite Chance
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CH-Anleger: Euro bekommt keine zweite Chance

Die Schweizer Börse steht deutlich besser da als die der Eurozone. Das zeigt: Die Stärke des Schweizer Franken hängt nicht so sehr damit zusammen, dass Anleger in die eidgenössische Währung wegen der Stabilität des dahinter stehenden unabhängigen Staates flüchten (Sicherer Hafen). Es geht vielmehr um das geänderte Verhalten schweizerischer Anleger.

Der Swiss Market Index (SMI) hat seit Jahresbeginn 4% eingebüßt. Bei seinem Pendant aus der Eurozone, dem Euro Stoxx 50, sind die Verluste viermal so hoch. Gleiches Bild bei den mittelgroßen Unternehmen: Der SMI Mid liegt 7% im Minus, der Euro Stoxx Mid 14%. Es ist also nicht so, dass Börsenschwergewichte wie Nestlé und Roche hinter der besseren Entwicklung der Schweizer Börse stecken.

Der Schweizer Franken ist gegenüber dem Euro laut Wechselkursmodellen (Kaufkraftparität) überbewertet. Dieser Zustand wird von Devisenexperten, die einen stärkeren Euro erwarten, stets herausgekehrt. Darüber hinaus findet man auch immer einen Nachrichtenfetzen über geopolitische Unsicherheiten. Der Franken wird dann wegen seinem Status als Sicherer Hafen stärker, so die Theorie dahinter.

Zum Thema: Wie geht es mit dem Schweizer Franken weiter?

Tatsächlich geht die Aufwertung des Schweizer Frankens zum Euro, die inzwischen seit knapp anderthalb Dekaden läuft, auf das Konto von Schweizer Anlegern. Bis 2008 waren sie bereit in Euroland sehr stark zu investieren. Dann kam es mit der Finanzkrise und Euro-Schuldenkrise zu einer Zäsur. Seitdem investieren die Schweizer nur noch in einzelne Sektoren, wie dem mittelständischen deutschen Maschinenbau. Nicht aber in der Breite.

Opferrolle


Mit heimischen Aktien ist man besser bedient, zumal es hier kein Währungsrisiko gibt. Und so hat es die Schweizerische Nationalbank (SNB) inzwischen aufgegeben: Vor einigen Jahren hatte sie das Zuhausebleiben der Schweizer Anleger noch kritisiert. Notenbankchef Thomas Jordan hat gemerkt: Das bringt nichts. Er betont daher nur noch die Opferrolle der Schweiz und malt das Bild, dass die Schweiz von ausländischen Investoren quasi überfallen wird.

"In den letzten Jahren führte daher eine Reihe von Krisen zu Aufwertungsschüben beim Franken, insbesondere die globale Finanzkrise und die europäische Staatsschuldenkrise." Wegen diesen ausländischen Fluchtinvestoren sei der Schweizer Franken so stark, was wiederum eine enorme Gefahr für die Exportwirtschaft und damit den Wohlstand des Landes sei, so die Linie der SNB.

Tatsächlich wäre es für die Schweizer ein Leichtes, das Bisschen, was da an Sicheren-Hafen-Flüssen aus dem Ausland kommt, durch Gegeninvestitionen in der Eurozone aufzuheben und damit Aufwertungsdruck vom Franken zu nehmen. Sie wollen das aber nicht tun. Das über den Sommer beschlossene stärkere fiskalische Zusammenrücken der Euroländer (Aufbaufonds) hat daran nichts geändert. Die Schweizer können dem Euro nichts abgewinnen. Das war bis 2008 noch anders.