Wie die Schweiz ihren Franken bändigt
Home » , » Wie die Schweiz ihren Franken bändigt

Wie die Schweiz ihren Franken bändigt

Devisenmarktinterventionen und der Negativzins sind unverzichtbar, sagt die Schweizerische Nationalbank (SNB). Sie will Aufwertungsdruck vom Franken nehmen. "Wir haben jedoch den Negativzins nicht wegen seines Effekts auf die Kreditnachfrage, sondern wegen seiner Wirkung auf den Wechselkurs eingeführt", streicht SNB-Präsident Thomas Jordan heraus.

Am Devisenmarkt ist die SNB seit dem Frühjahr 2009 aktiv. Bei ihren Eingriffen steht der Euro im Fokus. Die Eurozone ist mit weitem Abstand der wichtigste Handelspartner für die Schweiz. Den Negativzins hatte Jordan Ende 2014 eingeführt, wenige Wochen bevor er den Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken aus heiterem Himmel aufhob.

Die Bilanz:
  • Im März 2009, als Jordans Vorvorgänger Jean-Pierre Roth mit den Devisenmarktinterventionen begann, gab es für 1 Euro 1,50 Schweizer Franken.
  • Als die SNB im Dezember 2014 den Negativzins einführte, gab es für 1 Euro 1,20 Franken.
  • In den letzten sechs Jahren schraubte die SNB den Negativzins weiter nach unten und fuhr die Devisenmarktinterventionen hoch. Im August 2020 gibt es für 1 Euro = 1,08 Franken.

Kerzenchart der negativen Kursentwicklung des Euro gegenüber dem Schweizer Franken von 2009-2020

Hätte die SNB eine Geldpolitik der ruhigen Hand gemacht, also von massiven Euro-Stützungskäufen und dem Negativzins abgesehen, wäre der Euro-Franken-Kurs wohl erheblich unter 1,00 (Parität) abgesackt. Als kleine, offene Volkswirtschaft mit einer Safe-Haven-Währung sei man hier in einer besonderen Lage, betont Jordan.

Europas größte Weichwährung


Währenddessen die SNB alle Register zog, um Aufwertungsdruck vom Franken zu nehmen, ist der Euro in diesem Jahrzehnt zu Europas größter Weichwährung aufgestiegen. Nur so lässt sich die Talfahrt des Euros-Franken-Kurses von 1,50 auf 1,08 (-28%) zwischen 2009 und 2020 erklären.

Euroland versucht strukturelle Schwächen über den Wechselkurs zu kompensieren, so wie es Italien mit der Lira in den 1980er und 1990er-Jahren tat. Die Idee dahinter: Deutschland bringt man in eine herausragende Wettbewerbsposition gegenüber dem Rest der Welt. Die rekordhohen deutschen Exportüberschüssen fließen dann in Form von Zuschüssen, Bürgschaften etc. in den Süden Europas.

Das Modell muss man kritisieren, weil die Zuschussempfänger keinen Anreiz haben ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Ferner ist es aus betriebswirtschaftlicher Sicht ein Graus: Denn die deutschen Unternehmen beziehen Vorleistungsgüter zu tiefen Preisen aus Euroländern mit niedriger Wettbewerbsfähigkeit. Der Süden wird dadurch zum Dauerproduzenten von "Billigware".

Fazit:
Die Schweiz ist mit einem harten Währung Produzent und Anbieter von Waren und Dienstleistungen von sehr hoher Qualität. Das gilt aktuell mehr denn je, trotz der Frankenstärke der letzten zehn Jahre. Die Eurozone hat es versäumt strukturelle Schwächen anzugehen und setzt stattdessen auf eine Weichwährung.

🔗 Nationalbank führt Negativzinsen ein, 18.12.2014
🔗 Kleines Land - grosse Herausforderungen: Thomas Jordan, 14.07.2020