Viel Lob für den Euro, zu viel?
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Viel Lob für den Euro, zu viel?

Es gab noch nie so viel Lob für den Euro: Fondsmanager und Ökonomen sind euphorisiert. Für Devisenhändler eine gute Gelegenheit Gewinne mitzunehmen. Die Folge: Keine neuen Höchststände für den Euro, sondern Kursverluste. Die Situation gegenüber dem Schweizer Franken bleibt facettenreich.

Der Euro sei "noch nie so stark und noch nie so nahe dran richtig konstruiert zu sein", sagt Peter Chatwell, Leiter Multi-Asset-Strategie bei Mizuho International. Der EU-Aufbaufonds und die Haushaltsvereinbarung sei eine große Stärkung des Euro, zitiert Bloomberg Nicolas Veron vom Peterson Institute for International Economics.

Die 50-Tage-Linie ist über der 200-Tage-Linie. Damit wird ein Anstieg des Euro-Franken-Kurses in den kommenden sechs bis zwölf Monaten signalisiert. Was aus der Sicht des Euro nicht so schön ist: Beide Linien haben ein Gefälle. Ursache: Der Euro scheiterte in dieser Woche viermal über 1,08 zu steigen. Es folgten Gegenbewegungen auf 1,0730-1,0740.

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Der Euro wird laut Chatwell bis Mitte 2021 von aktuell 1,18 US-Dollar auf 1,30 Dollar steigen. "Wir werden sicherlich Chancen haben beim Euro-Franken-Wechselkurs über die Marke 1,10 zu gehen, wenn denn diese Euro-Stärke gegenüber dem US-Dollar anhält", sagt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt von Liechtensteins VP Bank.

Wechselkurs Diagramm Euro - Schweizer Franken von Juni bis August 2020 (Kerzenchart)

Anfang Juni kletterte der Euro auf 1,0915 Franken. Der Anstieg auf des Jahreshoch war ein klassisches Buy the Rumour. Die Gerüchte über den EU-Aufbaufonds feuerten den Eurokurs an. Nun, da die EU-Beschlüsse unterschrieben auf dem Tisch liegen, heißt es: Sell the News. Aus diesem Grund schwächelte der Euro zuletzt gegenüber dem Franken und dem Dollar.

"Man müsste sich nur mal vorstellen, was an den Finanzmärkten los wäre, wenn es zu keiner Einigung gekommen wäre", sagt Jean-Claude Juncker im Interview mit t-online.de. Es gibt aber eine Einigung. Und so lieben alle den Euro: "Ein großer Teil des Risikos, das mit einem Auseinanderfallen des Euro verbunden wird, dürfte in der Einschätzung des Marktes verschwunden sein", meint Morgan Stanley.

Den US-Dollar zurückdrängen, ist nicht schwer. Unklar bleibt, ob der Euro auch gegenüber dem Schweizer Franken bestehen kann. Ein guter Anfang wäre, würde er die Marke bei 1,0915 Franken knacken. Doch an diese Hürde traut er sich bisher nicht heran. Er prallte Ende Juli und Anfang August bereits bei 1,0840 Franken zurück.

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