Risikowährung Franken - Nutzniesser Euro
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Risikowährung Franken - Nutzniesser Euro

Die Kursverluste des Euro in der vorletzen Augustwoche sind die größten seit drei Monaten. Noch hat der Schweizer Franken aber nicht die komplette Kontrolle über das Geschehen zurückerlangt. Und so bleibt ein EUR/CHF-Kurs mit einer eins als erster Nachkommastelle in Reichweite. Um ihn zu erreichen, muss sich der Euro zusammenreißen. Eine Fortsetzung der Verlustserie kann er sich nicht leisten.

Am Devisenoptionsmarkt ist es gegenwärtig kostspieliger sich gegen eine Abschwächung des Schweizer Frankens abzusichern. Call-Optionen auf den EUR/CHF-Kurs sind teurer als Put-Optionen. Das einmonatige Risk Reversal kletterte von -2,30 im Mai auf +0,10 im August. So positiv wurde der Euro von den Devisenprofis das letzte Mal Ende 2017 eingestuft.

Weil der Schweizer Franken damit die Risikowährung ist, verwundert der gerade stattgefundene Rücklauf des Euro von 1,0850 auf 1,0735 Franken. Allerdings ist nichts kaputtgegangen, was sich nicht wieder reparieren lässt. Der EUR/CHF-Kurs ist nach wie vor über der 50-Tage und der 200-Tage-Linie. Die unter Begrenzung der Seitwärtskanals bei 1,0730 wurde nicht verletzt.

Kerzenchart EUR/CHF-Kursverlauf mit Analyse und Prognose bis Ende 2020

"Sollten die Hochs von Ende Juli und Anfang August sowie vom Mittwoch bei knapp 1,0850 CHF auf Tagesschlusskursbasis überwunden werden, wäre der Weg frei bis 1,0915 CHF, dem zyklischen Hoch von Anfang Juni", sagt die Landesbank Hessen-Thüringen. Sie rechnet bis Ende 2020 mit einem Anstieg des Euro auf 1,10 Franken.

Ähnlich sieht es die Oberbank: Der Franken sei stark überbewertet. Man erwarte bis Jahresende EUR/CHF-Kurse meist im Bereich 1,0800 bis 1,0900, wobei Ausreißer nach unten bis 1,0600 möglich seien. Die Oberbank hält für möglich, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) auch über ihrem inoffiziellen Euro-Mindestkurs bei 1,05 Franken dem Euro mit Stützungskäufen unter die Arme greift.

Im Hinterkopf sollte man behalten: Die Akteure am Devisenoptionsmarkt wechseln mitunter über Nacht ihre Meinung. Dass momentan der Schweizer Franken die Risikowährung ist (und nicht der Euro) könnte daher von kurzer Dauer sein. Soweit ist es zwar noch nicht. Gleichwohl kann sich der Euro eine Tändelei nicht leisten. Er sollte so schnell wie möglich einen Wiederanstieg auf 1,08 Franken ins Auge fassen.

Die 50-Tage-Linie würde sich dann mit noch größerem Abstand über der 200-Tage-Linie einsortieren. Darüber hinaus wäre die 200-Tage-Linie neutral oder leicht steigend. Obwohl der EUR/CHF-Kurs vor wenigen Wochen über die 200-Tage-Linie steigen konnte, ist die Sache noch nicht durch: Aktuell weist diese von vielen Anlegern so eng verfolgte Linie noch ein Gefälle auf.

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