Franken-Comeback: Ein Schock für den Euro
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Franken-Comeback: Ein Schock für den Euro

Der Euro hat sich in den letzten Wochen gegenüber dem Schweizer Franken befestigt. Gleichzeitig gingen die Kursausschläge (Volatilität) merklich zurück. Für 1 Euro gibt es im Schnitt 1,0750 Franken. Das ist eine gute Ausgangslage für einen Angriff auf die Marke bei 1,10, sagen die Optimisten. Umgekehrt wird ein Schuh daraus, warnen die Pessimisten.

Zweimal hat der Euro die Abwärtstrendlinie verletzt: Das erste Mal im Juni. Es folgte ein Anstieg auf 1,0915 Franken. Der erste Versuch ein Abwärtstrend zu knacken, scheitert in der Regel. Danach kommt es zu einem Test des Tiefs. Dieser fiel halbherzig aus. Und genau das ist das Problem. Der Euro sank zu Beginn der zweiten Jahreshälfte lediglich auf 1,06 Franken.

Besser wäre ein Rückgang auf 1,05-1,0550 gewesen. Damit wären die Chancen auf eine Beendigung des Abwärtstrends größer. Der verfrühte Hochpraller bei 1,06 konterkarierte denn auch die Bemühungen des Euros. Der Euro-Franken-Kurs schaffte es Ende Juli 2020, nachdem er die Trendlinie zum zweiten Mal verletzte, nur auf 1,0840.

Als der Euro im Juni 2017 aus einem Abwärtstrend ausbrach, hatte er seine Hausaufgaben gemacht: Er war zuvor auf 1,0650 gefallen und hatte damit das Tief des Abwärtstrends bei 1,0625 getestet. Der Euro legte damit das Fundament für eine Aufwärtsbewegung. Sie fiel extrem kräftig aus, und so kletterte der EUR/CHF-Kurs binnen eines Jahres von 1,06 auf 1,20 (+13%).

Analyse der Abwärtstrends des Euro-Franken-Kurses zwischen 2017 und 2020

Damals wie heute gab es Auftrieb herrührend aus einem Goldenen Kreuz: Die 50-Tage-Linie überstieg die 200-Tage-Linie. Aktuell gestaltet sich der Prozess des Auslösen eines Kaufsignals langwieriger. Das ist grundsätzlich kein Problem. Es kann Wochen, manchmal sogar Monate dauern, bis sich die 50-Tage-Linie über der 200-Tage-Linie einsortiert und beide Linien eine Steigung aufweisen.

Ergebnis:
Wegen des nicht erfolgten Test des Tiefs bei 1,05 Franken sind die Chancen eines Anstiegs über 1,10 kleiner. Es steht zu befürchten, dass trotz zweimaliger Verletzung der Abwärtstrendlinie immer noch genügend Euro-Verkäufer präsent sind. Sie werden versuchen die Devisennotierung auf 1,05 runterzudrücken, auch um die Schweizerische Nationalbank (SNB) herauszufordern. Die SNB hat hier eine Linie in den Sand gezogen.

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