Crashtest mit Parität und ökonomischer Realität
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Crashtest mit Parität und ökonomischer Realität

Im Oktober 2007 gibt es für 1 Euro 1,68 Schweizer Franken. 13 Jahre später sind es 1,08. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat versucht den rasanten Abstieg des Euro zu verlangsamen. Mit mäßigem Erfolg.

Dass man als Euro-Besitzer mehr als ein Drittel seiner Kaufkraft gegenüber einem Franken-Besitzer einbüßt, hat Gründe:
  • Italien weigert sich seit einem Jahrzehnt Reformen zur Verbesserung seiner Wettbewerbsfähigkeit umzusetzen.
  • Frankreich gibt keinen Millimeter nach, wenn es darum geht von seiner extrem hohe Staatsquote und Bürokratie runterzukommen.
  • Spanien ist Arbeitslosen-Weltmeister. Der Arbeitsmarkt im Deutschen Reich unter Bismarck war moderner als der Spaniens.

Das Festkrallen am Status Quo wird über die Notenpresse der Europäischen Zentralbank (EZB), fiskalischen Rettungspaketen und nimmer gipfelnden Schuldenständen ausgeglichen. Das macht den Euro weicher als er sein müsste.

Die Politiker jenseits und mittlerweile auch diesseits des Rheins kennen keine Gnade. Angela Merkel hat nach anfänglichem Zögern auf den Weichwährungskurs eingeschwenkt.

Die Schweiz macht vor, dass es auch anders geht. Eine Hartwährung ist keinesfalls Gift für eine Volkswirtschaft. Das Gegenteil ist der Fall. Sie erhöht die Innovationskraft. Unternehmen produzieren immer höherwertigere Güter mit besseren Gewinnmargen. Darüber hinaus fallen die Importkosten.

Grafik über den Kursverfall des Euro zum Schweizer Franken 2008-2020 (-36%)

Die Eurozone ist auch nicht Japan. Dieser Vergleich wird oft gezogen, weil Japan ebenfalls sehr hoch in die Schulden geht und die Notenpresse einsetzt. Japans Wirtschaft ist innovationsstark. Er herrscht Vollbeschäftigung. Die Ersparnisse der privaten Haushalte sind die höchsten der Welt.

Das traurige mit Blick auf die Eurozone: Es ist keinerlei Besserung in Sicht. Die Schulden steigen immer weiter. Der Aufbaufonds und die EZB-Notenpresse setzen massive Fehlanreize. Die Europäer werden auf dem Weltmarkt wegen ihrer blühenden Zombieunternehmer-Wirtschaft zurechtgestutzt.

Es ist daher nur ein Frage der Zeit, bis die SNB den Euro-Franken-Kurs auf eins runterlässt. Die Eurozonen-Wirtschaft ist so schlecht beisammen, dass die Parität bereits 2021 kommen könnte.

Weiterlesen: Wo wird der Euro-Franken-Kurs in 10 Jahren stehen?

Euroland ist heute da, wo Deutschland im Jahr 1994 war. Der konjunkturelle Wiedervereinigungs-Boom war abgereift. Die Boomzeit durch Whatever-it-Takes und den massiven Einsatz der EZB-Notenpresse ist vorbei. Das war eine einmalige Sache.

Das Ende hatte sich vor der Corona-Pandemie abgezeichnet. Die Konjunktur war bereits schwach. Die EZB hatte im September 2019 versucht mit einem weiteren Lockerungpaket und neuen Anleihenkäufe gegenzusteuern. Der Erfolg blieb aus.

Wäre Papiergeld aus der Notenpresse die Lösung, gäbe es keine armen Länder auf dieser Welt. Spätestens 2021 müssen Merkel und Macron wieder ran. Das Geld aus dem EU-Aufbaufonds wird versanden.

Es bleiben dann zwei Möglichkeiten: Entweder den EU-Aufbaufonds aufstocken. Oder sich den ökonomischen Realitäten stellen. Man wird sich für die erste Möglichkeit entscheiden und so den wirtschaftlichen Abstieg Europas beschleunigen.
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