Euro vor historischer Entscheidung 🗲 Einigung auf kleine Schuldenunion
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Euro vor historischer Entscheidung 🗲 Einigung auf kleine Schuldenunion

Der EU-Gipfel entscheidet auch über die Entwicklung des Euro-Franken-Kurses. Es geht um die Schaffung einer Schuldenunion, d. h. der nordeuropäische Steuerzahler schickt Geld/Zuschüsse in den Süden und haftet für die Schulden der Mittelmeerländer.

Eine solche Schuldenunion macht den Euro in den Augen global agierender Vermögensverwalter interessant. Steht der Norden für den Süden ein, kann der Euro nicht mehr auseinanderbrechen, so ihr Kalkül. Sie fordern möglichst hohe Zuschüsse, um mit Portfolioinvestitionen "einen schnellen Euro zu verdienen".

Werden Italien, Spanien, Portugal und Griechenland mit Zuschüssen versorgt, kommen sie davon nicht mehr los. Weil sie wie ein Vampir an den Subventionstöpfen saugen, werden sie die gesamte Eurozonen-Wirtschaft runterziehen, befürchten Kritiker.

Kommt die Schuldenunion, dürfte der Euro aufgrund der Portfolioinvestitionen obiger Vermögensverwalter gegenüber dem Schweizer Franken und US-Dollar zulegen. Nach ein oder zwei Jahren erkennen die Geldmenschen, dass die Subventionspolitik der Eurozonen-Wirtschaft extrem schadet. Sie nehmen Reißaus, der Euro geht in die Knie.



Montagvormittag: Einigung auf Aufbaufonds

In Brüssel soll eine Einigung über den Aufbaufonds erzielt worden sein. Demnach betragen die Zuschüsse an die von der Corona-Pandemie hart getroffenen Euro-Staaten 390 Milliarden Euro. Merkel und Macron wollten ursprünglich 500 Milliarden Euro.

Der Eurokurs notiert etwas fester bei 1,0770 Franken. Österreich und die Niederlande haben den Einstieg in eine Schuldenunion mit Fiskaltransfers und ohne Reformzusagen der Empfängerländer verhindert.

Montagmorgen: Österreich und Niederlande setzen klares Zeichen gegen Schuldenunion

Österreich und die Niederlande lassen beim EU-Gipfel ein um den anderen Kompromissvorschlag über die Klinge springen. Inzwischen ist der Devisenmarkt wieder auf. Dort notiert der Euro-Franken-Kurs bei 1,0740.

Charles Michel, Chef des Europäischen Rates, will Sebastian Kurz und Mark Rutte zermürben. Die Verhandlungen über den EU-Wiederaufbaufonds gehen in den vierten Tag. Knackpunkt ist die Höhe der Schenkungen. Sie waren ursprünglich in einem Volumen von 500 Milliarden Euro geplant.

Die sparsamen Vier haben sie bereits auf 400 Milliarden Euro runterverhandelt. Doch das ist Kurz und Rutte immer noch zu hoch. Wahrscheinlich geht es den beiden darum ein Zeichen zu setzen.

Der Einstieg in eine Schuldenunion, wie ihn sich Frankreich, Italien und Spanien nebst den Geldmenschen von der City of London und der Wall Street so sehnlichst wünschen, soll verhindert werden.

Sonntagnachmittag: Finnland steigt bei sparsamen Vier ein

Die sparsamen Vier bekommen Unterstützung: Österreich, Niederlande, Schweden und Dänemark wehren sich gegen üppige Geldgeschenke für Südeuropa. Finnland sagt dieser Kurs zu, und so ergänzt es die Gruppe. Der EU-Wiederaufbaufonds rückt damit weiter in die Ferne.

Der Europapolitik-Experte Olaf Böhnke sagt dem Sender Deutsche Welle, ein weiterer Sondergipfel Ende Juli sei wahrscheinlich. Die Differenzen seien im Moment zu groß.

Zum Thema: Merkel will in EU-Geschichtsbücher: Profitiert der Euro?

Sollte der aktuell laufende EU-Gipfel scheitern, dürfte sich der bereits in den letzten beiden Handelstagen aufgekommene Verkaufsdruck auf den Euro intensivieren. Ferner wird aus den USA der Ruf nach einem starken Franken immer lauter...>

Samstagabend: Reformen gegen Hilfen

Österreich und die Niederlande halten die Ordnungspolitik des deutschen Ludwig Erhard in Brüssel hoch. Eine Einigung über den Corona-Aufbauplan liegt nicht vor. Die Verhandlungen gehen heute weiter. Der Eurokurs fällt auf 1,07 Franken zurück.

Österreich lehne eine langfristige Schuldenaufnahme durch die Europäische Union ab. Die Hilfen in der Coronakrise müssten ein einmaliger Fall bleiben, sagt Bundeskanzler Kurz im ORF.

Der niederländische Regierungschef Rutte habe eine sehr harte Haltung eingenommen, heißt es aus EU-Kreisen. Rutte will den Aufbaufonds mit Reformen und mehr Kontrolle über die Haushalte der Empfängerländer verknüpfen. Frankreich, Italien und Spanien sagen: "No way."

Freitagabend: Macht eine Schuldenunion aus dem Euro den Franken?

Der Euro-Franken-Kurs kletterte in den letzten fünf Tagen von 1,06 auf 1,08. Für die Wertsteigerung der Gemeinschaftswährung ist ein Treiber entscheidend: Hartnäckige Gerüchte über die Umwandlung der Eurozone in eine Schuldenunion. Alle Augen schauen nach Brüssel. Wird der Euro heute sein großes Makel, eine Risikowährung zu sein, los?


Es darf keine "Schuldenunion durch die Hintertür" geben, sagt Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz. Genau dieses Schuldenunion muss aber kommen, damit die Vermögensverwalter den Euro-Franken-Kurs auf 1,10 oder sogar 1,15 hochkaufen. Es geht darum einen vermeintlichen Konstruktionsfehler des Euro zu beheben:

Weiterlesen: EUR/CHF-Ausblick 2020: Nochmal rauf auf 1,09

"Globale Vermögensverwalter und Notenbanken mussten dem Euro immer eine Risikoprämie zuweisen, da das Potenzial eines Auseinanderbrechens besteht", sagt der Chef-Währungsstratege Sam Zief von JPMorgan im Interview mit CNBC. Die Euro-Auseinanderbrechen-Risikoprämie verschwinde gerade. Hintergrund sei a) das 1,35 Billionen schwere Corona-Anleihenkaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) und b) der geplante Wiederaufbaufonds.

zu a)
Die EZB kauft deutlich mehr Staatsanleihen aus Italien und Spanien und weniger aus Deutschland als bei früheren Programmen. Sie leistet damit die Vorarbeit für eine Schuldenunion. Sind die Staatsanleihen aus Italien und Spanien einmal in der EZB-Bilanz angekommen, müssen die anderen Euroländer für sie miteinstehen. Dieser Mechanismus wurde ohne grünes Licht der Parlamente durch die Hintertür eingeführt.

zu b)
Deutschland und Frankreich pochen auf Schenkungen für Italien und Spanien. Man könne bestimmten Ländern in der EU nicht noch mehr Schulden zumuten, "weil sie dann in einem Ausmaß überschuldet wären, das ihre Stabilität und ihre Vertrauenswürdigkeit auf den Geldmärkten gefährdet", sagt der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier.

Risikoloser Euro


Fängt man einmal mit Schenkungen und Finanztransfers von Nord nach Süd an, wird man davon nicht mehr loskommen. Die solide wirtschaftenden Euro-Nordstaaten stehen für den Süden ein. Das ist eine Schuldenunion. Sie führt dazu, dass das Risiko eines Auseinanderbrechens des Euros verschwindet.

Das Devisen-Research von JPMorgan rechnet bis Ende 2020 mit einem Anstieg des Euros auf 1,15 US-Dollar und für 2021 mit einer Fortsetzung der Aufwertung auf 1,20.

Das Wegfallen der Euro-Auseinanderbrechen-Risikoprämie dürfte auch den Schweizer Franken abschwächen. Dabei spielt es zunächst einmal keine Rolle, dass die Schweiz in allen Aspekten, die für eine Währung wichtig sind (Staatsverschuldung, Inflation, Wachstum etc.) besser ist. Der Wegfall der Euro-Risikoprämie ist eine so wuchtige Keule, dass alles andere in Vergessenheit gerät.

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Steigt der Euro 2021 zur Währung des Jahres auf?