10 Jahre Rettungspakete: Euro 28% leichter
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10 Jahre Rettungspakete: Euro 28% leichter

Die Euro-Rettungspolitik feiert Jubiläum: Seit zehn Jahren wird ein ums andere Hilfspaket geschnürt. Was unter dem Motto: "Wir müssen Griechenland etwas Zeit kaufen" begann, ist nicht mehr wegzudenken. Gut, sagen die Befürworter. Dadurch wachse die Eurozone zusammen. Von einem Fass ohne Boden, sprechen die Kritiker. Der Euro-Franken-Kurs sank in dieser Zeit von 1,49 auf 1,07 (-28%).



Ende 2009: Hartnäckige Gerüchte über Manipulationen bei den griechischen Staatsschulden halten sich. Es stellt sich schließlich heraus: Griechische Politiker haben, wie schon beim Eintritt in die Eurozone, geschummelt, und zwar gewaltig.



Frühjahr 2010: Griechenland kann sich kein Geld mehr leihen. Es bekommt bilaterale Kredite der Euro-Staaten und des Internationalen Währungsfonds (IWF) von 110 Milliarden Euro.



Mai 2010: Die Europäische Zentralbank (EZB) steigt in den Ankauf von Staatsanleihen ein. Indem sie Schuldscheine aus Griechenland, Portugal, Spanien und Italien kauft, soll die Ausbreitung der Euro-Schuldenkrise eingedämmt werden.



Mitte 2010: Merkel, Juncker und Co. gründen die Europäische Finanzstabilisierungsfazilität (kurz EFSF). Hierbei handelt es sich um eine Zweckgesellschaft, um die in den Euro-Verträgen von Maastricht stehende Nichtbeistands-Klausel (No-Bailout-Klausel) auszuhebeln.



Ende 2010: Irland bekommt ein Rettungspaket von 85 Milliarden Euro zugesprochen. Irland geriet vor allem wegen finanziellen Schwierigkeiten seiner Banken in Schieflage. Es nimmt als erstes Land den EFSF in Anspruch.



Frühjahr 2011: Portugal kommt alleine nicht mehr zurecht, und so erhält es ein Hilfspaket von 78 Milliarden Euro.



September 2011: EZB-Chef Jean-Claude Trichet macht einen Deal mit Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi. Ich kaufe dir deine Staatsanleihen ab, du gibt's mir im Gegenzug eine Rentenreform. Trichet hält sich an seinen Teil der Abmachung, Berlusconi nicht.



Juni 2012: Während der Fussball-Europameisterschaft schlüpft die spanische Regierung mit ihren Banken unter den Rettungsschirm. Vorausgegangen waren monatelange Querelen um die angeschlagene spanische Super-Sparkasse Bankia.



Juli 2012: EZB-Präsident Draghi verspricht unlimitierte Staatsanleihen-Käufe (Whatever-it-Takes), um den Fortbestand des Euro sicherzustellen.



Ende 2012: Griechenland bekommt sein zweites Rettungspaket.



März 2013: Ein gemeinsame Bankenunion für das Euro-Währungsgebiet wird beschlossen. Weil es schnell gehen muss, wird der einheitliche Aufsichtsmechanismus (SSM) bei der EZB angesiedelt. Er kann nicht unabhängig von der Geldpolitik agieren.



Anfang bis Mitte 2015: Griechenlands neu gewählter Ministerpräsident Tsipras mischt zusammen mit seinem Finanzminister Varoufakis die Eurozone auf. Griechenland fliegt beinahe aus der Eurozone. Schließlich bekommt Hellas sein drittes Hilfspaket.



Anfang 2015: Die EZB steigt in den regelmäßigen und großangelegten Ankauf von Staatsanleihen ein.



2017-2019: Ein globaler Wirtschaftsaufschwung zusammen mit der neuen Geldschwemme aus der EZB-Notenpresse lässt die Probleme in Vergessenheit geraten.



September 2019: Die Konjunktur in der Eurozone schwächt sich immer stärker ab. In seiner letzten Amtshandlung boxt der Italiener Draghi das gefühlte Notenpressen-Hilfspaket Nummer 2539 durch den EZB-Rat. Die EZB steigt nach nur neun Monaten Pause erneut in den Ankauf von Staatsanleihen ein.



Frühjahr 2020: Ausbruch der Corona-Pandemie: Die EZB schnürt ein Notenpressen-Rettungspaket von 1,35 Billionen Euro. Bei dem Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) werden die Käufe von südeuropäischen Staatsanleihen stark übergewichtet.



Mai 2020: Deutschlands Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Macron beschließen einen 750 Milliarden Euro schweres Wiederaufbauprogramm. Hauptnutznießer sollen Italien und Spanien sein.



Juli 2020: Auf einem EU-Sondergipfel wird der 750 Milliarden Euro Wiederaufbaufonds beschlossen.



Voraussichtlich 2022: Das Geld aus dem Wiederaufbaufonds ist verpufft. Es müssen weitere Rettungspakete geschnürt und neue Finanztransfers von dem Norden in den Süden angestoßen werden, um den Euro über die Runden zu beringen. Der Euro-Franken-Kurs ist bei 1,00 (Parität), Tendenz sinkend.

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