Zur Lage von Franken-Kreditnehmern im April 2020
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Zur Lage von Franken-Kreditnehmern im April 2020

Private Haushalte in Österreich konnten sich noch nie so günstig verschulden. Die Euro-Zinsen sind im Keller. Umschuldungen von einem Franken-Kredit in einen Euro-Kredit werden attraktiver. Für die rund 88.000 verbleibenden Franken-Kreditnehmern gibt es vier Möglichkeiten, wie nun zu verfahren ist. Es ist eine Abwägungssache. Jede Möglichkeit hat Vorteile und Nachteile.

Österreichs Banken hatten Ende 2019 in ihren Kreditbüchern für private Haushalte einen Fremdwährungsanteil im Gegenwert von 13,3 Milliarden Euro (8,3%) stehen. Auf dem Höhepunkt des Fremdwährungskredit-Booms im Jahr 2006 waren es 38,8 Milliarden Euro (31,8%). "Wir begrenzen das Risiko aus Fremdwährungs- und Tilgungsträgerkrediten konsequent, erfolgreich und nachhaltig", heißt es in einer Meldung der Finanzmarktaufsicht (FMA).

Langfristige Wohnbaukredite waren noch nie so günstig, meldet die Österreichische Nationalbank (OeNB). Euro-Fixzinskredite mit Zinsbindungen über zehn Jahren waren 2019 für private Schuldner für einen Zins von 1,61% zu haben. Das waren im Schnitt 0,62% weniger als 2018. Der Anteil der Fixzinskredite lag erstmal über dem dem der in Österreich so populären variabel verzinsten Kredite.

Wer trotz der niedrigen Euro-Zinsen an seinem Franken-Kredit festhält, braucht Nerven aus Drahtseilen. Der Euro-Franken-Kurs sank seit Jahresbeginn von 1,0855 auf 1,0550 (-2,8%). Bei einem Franken-Kredite im Gegenwert von 150.000 Euro, aufgenommen zur Boomzeit 2006, erhöhte sich die Restschuld von 214.285 Euro auf 220.379 Euro (+6.094 Euro).

4 Wege für Franken-Kreditnehmer


Es gibt etwa 88.000 bis 89.0000 Franken-Kreditnehmer in Österreich. Dies Zahl ergibt sich, wenn man den ausstehenden Fremdwährungsanteil von 13,3 Milliarden Euro durch 150.000 Euro (durchschnittliche Kredithöhe je Darlehensnehmer) teilt. Welche Möglichkeiten haben sie:
  1. Sie spekulieren auf einen Euro-Anstieg auf 1,10 oder 1,12 Franken. Dann schulden sie in einen Euro-Fixzinskredit um.
  2. Sie warten bis ihr Franken-Kredit fällig wird und zahlen zum dann gültigen Wechselkurs zurück.
  3. Sie konvertieren in einen Euro-Kredit aus Angst, dass der EUR/CHF-Kurs auf 1,00 und darunter fällt.
  4. Sie beginnen (oder sind bereits dabei) ihren Franken-Kredit zu monatlichen Raten zu tilgen. Der Euro-Tilgungsbetrag wird zum jeweils gültigen EUR/CHF-Kurs ungerechnet.

zu 1)
Vorteil: Kommt es zu einem Euro-Anstieg auf 1,10 Franken, hätten sie 9.000 Euro gegenüber einer Konvertierung zum aktuellen Kurs gespart.
Nachteil: Der Schuss geht nach hinten los, sollte der EUR/CHF-Kurs weiter fallen.

zu 2)
Vorteil: Sie zahlen keine Zinsen, weil die Schweizer Zinsen trotz jüngstem Anstieg weiter im tief negativen Terrain sind.
Nachteil: Die Ungewissheit über die Höhe der Restschuld. Das Wechselkursrisiko ist eine große Alltagsbelastung.

zu 3)
Vorteil: Das ständige Beobachten des Euro-Franken-Kurses hat ein Ende.
Nachteil: Sie versäumen womöglich einen besseren Konvertierungkurs von 1,10.

zu 4)
Vorteil: Sie zahlen weiter keine Zinsen und profitieren bei einem Anstieg des EUR/CHF-Kurses.
Nachteil: Wer jetzt erst anfängt, monatliche Raten in Franken zu tilgen, ist spät dran. Man hätte damit schon vor Jahren beginnen müssen: Als der Eurokurs im April/Mai 2018 bei 1,20 Franken war, hätte man recht viel getilgt. Dadurch würden teure Tilgungen zum aktuellen Kurs von 1,05-1,06 kompensiert.
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