Geht der Eurokurs bei Ausgabenprogrammen durch die Decke?
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Geht der Eurokurs bei Ausgabenprogrammen durch die Decke?

Das letzte große Lockerungspaket der Europäischen Zentralbank (EZB) kam im September 2019. Nun stehen die Währungshüter wieder mit dem Rücken zur Wand. Dieses Mal gibt es allerdings einen Ausweg. Wird dieser beschritten, dürfte der Euro auf 1,10 Franken nach oben klettern.

Die EZB wird den Einlagenzins von -0,50% auf -0,60% senken. Damit rechnen viele Marktteilnehmer fest. In ihren Augen geht es nur noch darum, ob Christine Lagarde eine Sondersitzung anberaumt (so wie Fed-Chef Jerome Powell), oder ob sie bis zur regulären Sitzung am 12. März 2020 wartet.

"Wir rechnen nicht mit einer EZB-Zinssenkungen als geldpolitische Antwort (auf die virusbedingte Konjunkturabkühlung)", sagen hingegen die Experten der Bank of America. Bliebe ein Zinsschritt tatsächlich aus, dürfte der Euro-Franken-Kurs in einer ersten Reaktion einen Satz nach oben machen.

Tatsächlich stehen die Chancen dieses Mal auf eine Reaktion der Volksvertreter gut: "Wenn die Lage es erfordert, dass ein solcher Impuls nötig wird, haben wir auch die Mittel, ein Konjunkturprogramm aufzulegen", sagte der deutsche Finanzminister Olaf Scholz vor wenigen Tagen.

Säulendiagramm Entwicklung der Staatsschulden ausgesuchter Euroländer im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung 2015-2020

Beeinträchtige das Coronavirus das Wachstum, müsse die Eurozone die Haushaltsausgaben erhöhen, forderte gerade Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire. Europa müsse bereit sein, die Wirtschaft mit fiskalischen Maßnahmen anzukurbeln, als diese stärker seien als die monetären der EZB, so Le Maire.

So nah wie aktuell waren die Freunde von Ausgabenprogrammen noch nie an ihrem Ziel. Ausgabenprogramme statt EZB-Leitzinssenkung wäre eine mehrmonatige Antriebsfeder für den Euro. Ein Anstieg über 1,10 Franken wäre sehr gut möglich.

Bevor es soweit ist, müssen die Anhänger eines stärkeren Euro Zittern. Deutschlands Finanzminister ist die Schlüsselfigur. Scholz will nämlich erst einen handfesten Konjunkturabschwung und steigende Arbeitslosenzahlen sehen, bevor er die Geldbörse öffnet.

In dieser Vorlaufphase könnte der Euro noch einmal unter Druck kommen. Tiefer als 1,05-1,06 Franken sollte es aber nicht gehen, zumal die Schweizerische Nationalbank (SNB) bereits am Devisenmarkt mit Euro-Stützungskäufen zugegen ist.

Weil SNB-Chef Thomas Jordan wegen denen im Raum stehenden Ausgabenprogrammen Licht am Ende des Tunnels sieht, hat er allen Grund den Euro weiter zu stützen. Es geht darum die Zeit, bis die Ausgabenprogramme in trockenen Tüchern sind, zu überbrücken.

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