Der Euro kommt kurz aus seiner Gruft
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Der Euro kommt kurz aus seiner Gruft

Die Europäische Zentralbank (EZB) stellt ihre Notenpresse auf Lichtgeschwindigkeit. Das vor einer Woche vom EZB-Rat beschlossen Corona-Ankaufsprogramm geht los. Der Eurokurs reagiert mit einem Anstieg auf 1,0655 Franken.

Dank den EZB-Käufen sinkt der Zins auf 10-jährige italienische Staatsanleihen auf 1,19%. Vor zwei Wochen kletterter selbiger stellenweise auf knapp 3%. In Spanien und Portugal sinken die Zinsen ebenso erheblich.

Die Beschränkung, maximal 33% der Staatsschulden eines Eurolandes zu übernehmen, werde aufgehoben, teilt die EZB mit. Das ist Musik in den Ohren von Italiens Finanzminister, der den größten Staatsschuldenberg der Eurozone auftürmt.

Der Euro profitiert von Runtermanipulieren der Zinsen und der Verringerung des Zinsunterschieds (Spread) zwischen Deutschland und Südeuropa. Es handelt sich jedoch um einen klassischen Quick Fix.

Eine Geldpolitik per Notenpresse gibt es nicht zum Nulltarif. Die mit den Staatsanleihen-Käufen aufgeblähte EZB-Bilanzsumme wächst immer weiter. Hier findet eine massive Verwässerung des Euros statt (Debasing the Currency).

Liniencharts mit Vergleich EUR/CHF-Kurs zu EZB-Bilanzsumme 2000-2020

Das Ergebnis ist eine ausgehöhlte Gemeinschaftswährung. Sie wird es auch unter normalen Bedingungen (ohne Corona-Angst) sehr schwer haben, den Schweizer Franken auf Distanz zu halten.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) blähe doch auch ihre Bilanzsumme auf, lässt sich einwenden. Sie kauft aber keine Schweizer Staatsanleihen und betreibt somit keine Staatsfinanzierung per Notenpresse. Die EZB betreibt eine solche Staatsfinanzierung bereits seit zehn Jahren.

Euro-Zombie kommt aus Gruft


Und so stellt sich für den Euro-Franken-Kurs nur die Frage: Wird es ein auf dem Kopf stehendes U oder V. Im April 2018 wurde es ein auf dem Kopf stehendes V. Der Euro kletterte auf 1,20 Franken und fiel dann in Windeseile.

Dieses Mal könnte es ein U werden. Neben der EZB pumpt auch die Fiskalpolitik riesige Summen. Das Konjunkturfeuer wird angesichts großer Mengen Strohs recht lange brennen. Wenn es dann vor dem Erlöschen steht, geht der Euro-Franken-Kurs in die Knie.

Weil EZB und Euroländer das Feuer gerade erst angezündet haben, kann geht es darum abzuschätzen, wie sehr sich der Eurokurs davon einheizen lässt. Steigt er vorübergehend auf 1,08 Franken? Oder geht es 1,12 oder sogar auf 1,15?