Der Euro wird noch mehr Kaufkraft verlieren
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Der Euro wird noch mehr Kaufkraft verlieren

Vor drei Monaten haben wir ein weiteres Hilfspaket von der Europäischen Zentralbank (EZB) bekommen. Die Konjunktur hat sich seitdem über die Sentiment-Schiene (man kann auch sagen über die Anleger-Gier-Schiene) stabilisiert. Wann ist das Ganze verpufft?

Die Eurozonen-Wirtschaft steckte im September 2019 in einem Abschwung. In Deutschland war Rezession. Aktuell sieht es besser aus. Die Erwartungswerte für die Konjunktur haben den höchsten Stand seit März 2018 erreicht. Das Analysehaus Sentix kommentiert:

"Immer mehr setzt sich die Meinung im Investorenlager durch, dass das Schlimmste für die Konjunktur in Euroland überstanden ist und Impulse von Notenbank und der Politik in den kommenden Monaten die Wirtschaft beleben."

Der Euro reagierte zunächst stärker auf den Konjunkturimpuls als auf den Verwässerungseffekt. So legte der Eurokurs während der Konjunkturbeschleunigung um 3% gegen den Franken zu. EUR/CHF kletterte zwischen Anfang September und Ende Oktober von 1,0810 auf 1,1050.

Seit November überwiegt der Verwässerungseffekt (Debasing the Currency). Die EZB gibt ja ihre Konjunkturhilfen mit aus dem Nichts geschaffenen Notenpressen-Euros in die Wirtschaft rein. Stets neue Euros zu drucken, wirkt wie ein Weichspüler.

"Die EZB hat sich auf einen gefährlichen Weg begeben." Das sagt der früherer EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Die Niedrigzins-Politik verleite Anleger zu hohe Risiken einzugehen und könne zu einer Krise neuer Dimension führen, warnt Issing.

Jetzt kurbelt Lagarde an der Notenpresse


Bei der während der Draghi-Ära umgekrempelten EZB sieht man das freilich anders. Die vermeintlichen Euro-Währungshüter sind der Meinung, alles im Griff zu haben. Hier ist man überzeugt: Jeder Krise lässt sich mit frischem Geld aus der EZB-Notenpresse abwenden.

Man muss sich darauf einstellen, dass die EZB das Spiel mit den frischen Euros aus der Notenpressen bis zum Abwinken spielt: Mit ihrem letzten großen Lockerungspaket schaffte sie es das Wachstum in der Eurozone für einige Monate auf 0,9% hochzuziehen.

Im März 2020 werde eine weitere EZB-Zinssenkung sowie eine Verbreiterung des Wertpapierankaufprogramms (QE) auf Aktien kommen, prognostiziert die Bayerische Landesbank. Ferner werde die EZB ihre selbsauferlegte Grenze, nicht mehr als 33% der ausstehenden Staatsanleihen eines Landes zu halten, erhöhen.

Vor allem die Anhebung der 33% ist prädestiniert für die mit hohen diplomatischen Fähigkeiten ausgestattete EZB-Chefin Lagarde. Wenn die Zeit reif ist, wird sie es der Öffentlichkeit mit etwas Drama und wahrscheinlich auch mit Warnungen vor dem Klimawandel verkaufen.

Die Eurozone bekommt infolge wieder einen Konjunkturimpuls über die Anleger-Gier-Schiene und steigenden Asset-/Immobilienpreise. Das Wirtschaftswachstum lässt sich mit den frischen Notenpressen-Euros kurz etwas hochzüchten. Der Euro wird immer weiter verwässert.