EUR/CHF-Ausblick 2020: Es kommt auf die Zinsen an
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EUR/CHF-Ausblick 2020: Es kommt auf die Zinsen an

Kommen Crash-Propheten und Goldfinger 2020 auf ihre Kosten? Nicht wenn die Zinsen steigen und das globale Wirtschaftswachstum anzieht. Dann haben es die Sicheren Häfen Schweizer Franken und Gold schwer. Für den Euro-Franken-Kurs zeichnet sich bis Ostern ein Rückfall auf 1,07, gefolgt von einem Anstieg auf 1,10 ab.

Der starke Arbeitsmarktbericht vom Freitag ist ein Game Changer. Die US-Wirtschaft steht auf einem soliden Gerüst. Das hat natürlich Auswirkungen auf Europa und nicht zuletzt den Euro-Franken-Kurs. Im Fokus steht der Zins auf 10-jährige US-Staatsanleihen. Dieser Satz sank Anfang September 2019 auf ein Rekordtief bei 1,46%. Er machte dann einen U-Turn, und so rentieren Treasuries aktuell bei 1,84%.

Für den Euro-Franken-Kurs ist wichtig: Der Zins auf 10-jährige deutsche Bundesanleihen fiel wegen den Vorgaben aus den USA Anfang 2020 ebenfalls auf ein Rekordtief. Das begünstigte außerordentlich den damaligen Rückfall des Euro auf 1,0810 Franken (28-Monatstief). Inzwischen haben sich auch die deutschen Zinsen nach oben bewegt. Und so sitzt der Euro aktuell mit 1,0950 Franken fester im Sattel.

Mehr Wachstum


Die Weltwirtschaft werde in der zweiten Hälfte 2020 ihr Wachstum merklich steigern, prognostiziert das Wealth Management der UBS. 2019 seien Zentralbanken auf der ganzen dazu zurückgekehrt, Geld zu drucken, ihre Bilanzen zu erweitern und die Zinssätze zu senken." Das werde sich positiv auf die Weltwirtschaft auswirken, erläutert der UBS-Experte Adrian Zürcher auf CNBC.

In den EUR/CHF-Prognosen der UBS spiegelt sich dieser Ausblick wieder. So rechnet der Schweizer Branchenprimus bis März 2020 mit einem Rückfall des Euros auf 1,07 Franken. Das macht insofern Sinn, als die Weltwirtschaft laut UBS bis dahin auf Sparflamme bleibt. Mitte und Ende 2020 sieht die Bank den Euro-Franken-Kurs dann bei 1,10.

Es ist kühn für 2020 einen Zinsanstieg zu prognostizieren. Der leergefegte US-Arbeitsmarkt wird jedoch die Löhne und damit die Inflation steigen lassen. In Europa dürfte ein anhaltend weicher Euro in Verbindung mit höheren Ölpreisen und einer etwas stärkeren Konjunkturdynamik Inflation und Zinsen anschieben.

Ferner führen steigende Zinsen dazu, dass der Berg an Staatsanleihen mit negativen Renditen (aktuell: 17 Billionen US-Dollar) kleiner wird. Das würde die Anstiegsbemühungen des Goldpreises konterkarieren. Man sollte sich auch mit dem Gedanken anfreunden, dass die Common-Sense-Prognosen wieder einmal nicht ins Schwarze treffen.

2020 werde der Euro gegenüber dem US-Dollar spürbar aufwerten, prognostizieren fast alle Banken. Gold werde dann auch zulegen, ist oft einhelliger Tenor. Dass die US-Zinsen 2020 weiter steigen, die US-Notenbank (Fed) von ihrem Lockerungskurs Abstand nimmt und der Dollar infolge weiter zulegt, damit rechnet kaum jemand.

EUR/CHF-Kurs 2020: Abwärtstrendlinie und 200-Tage-Linie zeigen nach unten

Höhere Zinsen würden eine gewisse Normalisierung der Finanzmärkte bedeuten. Sie wären für den Schweizer Franken Gegenwind. Käme es tatsächlich zu einer Wiederbelebung der Weltwirtschaft und die Eurozone wäre mit von der Partie, hätte der Euro die Möglichkeit Abwärtstrendlinie und 200-Tage-Line zu überwinden.

Basisszenario ist aber nach wie vor: Der Euro wird Anfang 2020 an der Trendlinie nach unten zurückprallen und im Verlauf des 1. Quartals 2020 auf 1,06-1,07 Franken sinken. Vorstellbar, und in Einklang mit steigenden Zinsen und einer anziehenden Weltwirtschaft, wäre nun ein erneuter Versuch die Trendlinie zu überwinden.

Ein solcher Versuch würde allerdings von einem tieferen Kursniveau ausgehen. Folge: Das Anstiegspotenzial bei einem Bruch der Trendlinie wäre auf etwa 1,10 begrenzt.