Eine Euro-Weichwährung ist nicht die Lösung
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Eine Euro-Weichwährung ist nicht die Lösung

Am Devisenmarkt akzentuiert sich die Schwäche des Euros gegenüber dem Schweizer Franken. Hintergrund sind miserable Konjunkturdaten aus der Eurozone und die Weigerung des Überschusslandes Deutschland sich gegen den Wirtschaftsabschwung zu stemmen. Der EUR/CHF-Kurs sinkt mit 1,0855 auf den tiefsten Stand seit zwei Wochen.

  • "Aufgrund des stärksten Nachfragerückgangs nach Gütern und Dienstleistungen kam das Wachstum der Eurozone im September nahezu zum Erliegen;
  • Ein weiterer Monat mit miserablen PMI-Daten für Deutschland;
  • Frankreich verzeichnete Vier-Monatstiefs beim Wirtschaftswachstum und Auftragseingang;
  • Die übrigen von der Umfrage erfassten Länder vermeldeten im Durchschnitt das schwächste Wirtschaftswachstum seit November 2013",
steht im neuen Bericht zur Entwicklung der Einkaufsmanager-Indizes (PMI) der Beratungsgesellschaft "IHS Markit".

Der scheidende EZB-Präsident Draghi fordert derweil indirekt von Deutschland und den Niederlanden Ausgabenprogramme. Jüngste Wirtschaftsdaten deuteten nicht daraufhin, dass es in naher Zukunft mit dem Wirtschaftswachstum wieder bergauf gehe, sagt der Italiener im Europaparlament. Man müsse sich mit einer "zusammenhängenden wirtschaftlichen Strategie", die die Geldpolitik flankiere, gegen den Konjunkturabschwung stemmen.

In früheren Zeiten konnte die EZB bei Konjunkturabkühlungen mit ihrem Leitzins in Schritten von 0,25 bis 0,50% runtergegangen. Das geht inzwischen nicht mehr, weil Draghi die ganze Munition verballerte und er in den fetten Jahren 2017-2018 Zinserhöhungen rigoros blockierte. Deutschland will bisher kein Geld pumpen, weil die Arbeitslosigkeit trotz Abschwung immer noch sehr niedrig ist.

Ferner fürchten die Euro-Nordstaaten Nachahmereffekte: Beginnen sie mit Konjunkturprogrammen auf Pump, dürften Frankreich, Italien und Spanien dieses Recht auch für sich einfordern, obwohl sie wegen hohen Staatsschulden eigentlich keinen Spielraum haben. Allerdings hat die EZB die Zinsen so sehr runtermanipuliert, dass die Kriterien des Stabilitäts- und Wachstumspakts (60% Staatsschulden im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung), lächerlich erscheinen.

Weicher Euro falsche Medizin


Mit Blick auf die Zinsbelastung lässt es sich für Euroländer mit Schuldenquoten von 120-150% genauso so leben wie vor 15 Jahren mit 60-80%. Darüber hinaus gibt es wegen Whatever-it-Takes einen ultimativen Schutz vor Staatspleiten. Der Anreiz im Süden der Eurozone vernünftig zu wirtschaften, geht daher gegen null.

Wer meint, Whatever-it-Takes, Staatsfinanzierung über die Notenpresse (QE) und keine Eigeninitiative, was die Modernisierung wirtschaftlicher Strukturen angeht, habe keine Risiken und Nebenwirkungen, irrt. Der Euro wird dadurch immer weicher. Und auch jene, die argumentieren, hierbei handele es sich um eine willkommene Entwicklung, weil man dadurch mehr Eurozonen-Industriegüter in der Welt verkaufen können, liegen falsch.

Eine Weichwährung steigert die Importkosten für Öl, Rohstoffe, Computer/Technologie und IT-Dienstleistungen. Gleichzeitig untergräbt sie die Innovationskraft des Verarbeitenden Gewerbes. Man kann das an der deutschen Automobilindustrie beobachten: Sie hatte wegen des weichen Draghi-Euro und einer mit QE künstlich aufgeputschten Eurozonen-Konjunktur bis Mitte 2018 extreme Verkaufs- und Exporterfolge und versäumte es, sich neu auszurichten.
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