EZB bevorzugt tiefen EUR/CHF-Kurs
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EZB bevorzugt tiefen EUR/CHF-Kurs

Der Euro hat frischen Wind unter den Flügeln. Nach einem mehrtägigen Ausflug unter die Marke von 1,10 Franken kommt es zu einem robusten Zurückpraller an der wichtigen Unterstützung bei 1,0960. Infolge klettert der Euro auf 1,1060 Franken. Es ist noch mehr Platz nach oben vorhanden, und so dürfte es als nächstes über 1,11 gehen. Viel Zeit bleibt aber nicht. Die EZB spielt dem Euro-Franken-Kurs übel mit.

Es ist grotesk: Die Aktienmärkte, allen voran die Wall Street, sind seit sieben Monaten in einer steilen Aufwärtsbewegung. Die Konjunktur lahmt jedoch, allen voran in Europa. Auch der wirtschaftliche Ausblick ist nicht gerade rosig. Das zeigt: Die Zentralbanken halten das Zepter in der Hand. Mit ihren zu Jahresbeginn abgegebenen Verzichtserklärungen, die Geldpolitik zu straffen und später dann mit den Ankündigungen neuer Lockerungen, verhindern sie überfällige Anpassungsrezessionen.

Aktuell verdichten sich die Hinweise, dass EZB und Fed nicht ganz so schnell zur Tat schreiten werden. Möglicherweise ist den Notenbanken die Börsenrallye zu weit gegangen, und so steigen sie nun etwas auf die Bremse. Mit einem Rückgang der Aktienkurse im August könnte es zur zweiten Korrektur im laufenden Jahr kommen. Als Börsianer im Mai in die Röhre schauten, sank der Euro-Franken-Kurs parallel dazu von 1,14 auf 1,11. Demzufolge ist das Zeitfenster für einen Anstieg des EUR/CHF-Kurses aktuell auf ein bis zwei Wochen begrenzt.

Engmaschiges Überwachungsnetz


Im September geht das Spiel dann wieder von vorne los: EZB und Fed werden sich zum x-ten Mal als Volatilitäts-Bekämpfer gerieren und die Finanzmärkte mit Zinssenkungen, dem Ende von Quantitative Tightening (Fed) bzw. einem neuen Wertpapierkaufprogramm (EZB) in Jubelstimmung versetzen. Ferner steht der Einstieg der EZB am Aktienmarkt auf der Agenda. Mit Notenpressen-Euros Aktien zu kaufen ist das fehlende Puzzleteil.

Die EZB könnte dann in Anlehnung an den Roman 1984 als undemokratische Überwachungsinstitution alles, was mit Geld und Finanzen zu tun hat, kontrollieren. Dabei geht es den so genannten Währungshütern darum, die Asset Preise hochzuhalten. An einem hohem Eurokurs haben sie kein Interesse. Es gab unzählige Regierungen/Notenbanken, die seit der Aufgabe des Goldstandards 1971 versucht haben, sich eine starke Währung zusammenzubasteln. Sie alle mussten aufgeben und die Reißleine ziehen.

Tatsächlich ist es so, dass die EZB sogar ein Interesse an einem sinkenden Euro-Franken-Kurs haben dürfte. Denn damit steigen die Chancen, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) Euro-Stützungskäufe durchführt und danach ihre Euros in deutschen und französischen Staatsanleihen sowie Eurozonen-Aktien recycelt. Die SNB sträubt sich bisher Erfüllungsgehilfe der EZB zu werden. Im September, wenn die EZB einen neuen Euro-Papiergeld-Turm errichtet, dessen Höhe wieder einmal den Mond erreicht, könnte sich das ändern.
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