Eurozone verliert an Bedeutung
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Eurozone verliert an Bedeutung

"Wir sind hier noch nicht am Ende der Möglichkeiten angelangt." Das sagt der Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Fritz Zurbrügg, mit Blick auf die Geldpolitik. So habe die SNB noch Spielraum, über Zinsen und Devisenmarktinterventionen für Stabilität zu sorgen. Der Euro-Franken-Kurs ist derzeit bei 1,1130 stabil, läuft aber Gefahr an einem Handelstag mit hoher Volatilität unter das 2-Jahrestief vom 20. Juni 2019 bei 1,1055 geschleudert zu werden.

"Da der Schweizer Franken eine Sichere-Hafen-Währung ist, wird er nicht besonders von den inländischen Zinssätzen beeinflusst, und wird in Zeiten von Risikoscheu weiter aufwerten", heißt es in einer 🔗Analyse auf seekingalpha.com. Die SNB kämpft also gegen Windmühlen, wenn sie versucht mit ihrem negativsten Leitzins der Welt den Franken nicht abschwächen. Der SNB-Satz ist mit -0,75% fast doppelt so tief wie der EZB-Einlagenzins.

Eurozone & Euro werden von zwei Seiten in die Zange genommen:

1) American Aggression
Trump wird nicht aufhören, Ärger zu machen. Aktuell droht er den Europäern mit neuen Strafzöllen. Hinter den Aggression aus dem Weißen Haus steckt ganz offenbar der Plan, die in den letzten zwanzig Jahren aufgebaute Global Supply Chain zu zerstören. In ihrer aktuellen Ausgestaltung gefährdet sie die wirtschaftliche Vormachtstellung der USA. Dieses Problem muss aus der Sicht des Weißen Hauses jetzt angegangen werden, weil in einigen Jahren im Verarbeitenden Gewerbe so ziemlich alles ohne die USA laufen könnte.

Schon jetzt haben die USA außer Waffen, Flugzeugen und einigen Nischenprodukten wie Bergbau-Riesenraupen dem Weltmarkt nicht viel zu bieten. Da es zu lange dauert Facharbeiter auszubilden, will man europäische Industriefirmen diese Arbeit aufbürden. Sie sollen in den USA hochmoderne Fabriken hinstellen. Tun sie es nicht, gibt es Sanktionen und es werden Strafzölle auf ihre Produkte verhängt.

2) Behäbige Eurozone
Das von der Politik gewünschte und von der EZB ausgeführte Runtermanipulieren der Zinsen führt zu einer großen Behäbigkeit von Politik und Wirtschaft. Um die Soziale Marktwirtschaft in Europa zurück auf die Überholspur zu bringen, braucht es laut dem früheren Bundesbankchef Hans Tietmeyer: "Mehr Wettbewerb, weniger staatliche Bevormundung, mehr Verantwortung des Einzelnen für sein Schicksal und mehr Freiraum für Eigeninitiative."

Die Eurozone bewegt sich in die andere Richtung: Der Staat hält riesige Anteilspakete an Unternehmen und bevormundet den Privatsektor. Deutschlands Kreditanstalt für Wiederaufbau, wo der Bund seine Aktienpakete lagert, ist die weltweit größte nationale Förderbank sowie nach Bilanzsumme die drittgrößte Bank Deutschlands. In Frankreich geht der Staat direkt in Unternehmen rein. Bürokraten und Politiker werden aber niemals so viel Innovationspotenzial entfalten können wie eigenverantwortliches Unternehmertum.

Es ist kein Zufall, dass Deutschland, Frankreich und Italien keine Tech-Unternehmen wie Google und Amazon haben, und sie werden auch nicht imstande sein Global Player in der Zukunftsbranche Künstliche Intelligenz (Artifizielle Intelligenz, A. I.) hervorzubringen. A. I. wird laut dem erfolgreichen US-Unternehmer Mark Cuban den Siegeszug von Computern und des Internets in den Schatten stellen. Die Eurozone hat diese Entwicklung verschlafen. Einzig das Verarbeitende Gewerbe dürfte in der Lage sein, sich einige Nischen zu sichern, sowie es während des Computerbooms der Firma SAP gelungen war.

Fazit:
  • Wegen Trump und der bald von zwei früheren Finanzministerin geleiteten EZB (Vizechef Guindos war zuvor spanischer Kassenwart) ist eine Rückkehr zu einem soliden Euro, wie ihn die Eurozone bis 2011 hatte, ausgeschlossen. In der Eurozone haben sie sich im Fieber von Weltfinanzkrise und Euro-Krise gegen die von Tietmeyer geforderte Neue Soziale Marktwirtschaft und für mehr staatliche Bevormundung entschieden.
  • Hauptaufgabe der SNB ist es, die Talfahrt des Euro-Franken-Kurses möglichst langsam zu gestalten. Mit Blick auf die nächsten Jahre geht es darum die Schweizer Wirtschaft Stück für Stück an ein Austauschverhältnis 1 zu 1 heranzuführen.

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