Erste-Chef macht seinen Franken-Schuldnern wenig Hoffnung
Home » » Erste-Chef macht seinen Franken-Schuldnern wenig Hoffnung

Erste-Chef macht seinen Franken-Schuldnern wenig Hoffnung

Der Erste-Group-Chef warnt: Die EZB gehe mit den Zinsen im September sehr wahrscheinlich um 0,10-0,20% weiter runter, "was den Euro in noch negativeres Terrain bewegen wird", sagt 🔗Andreas Treichl dem Börsensender CNBC. Sieht man dieses Äußerung zusammen mit einer von Treichl früher getätigten Aussage über "dumme" Fremdwährungskredite, ergibt sich Handlungsbedarf für Franken-Kreditnehmer. Wer von Franken in Euro zu einem EUR/CHF-Kurs von 1,10 oder 1,11 umschuldet, bekommt zwar keinen Einser, aber auch keinen Fünfer.

Die mit Notenpressen-Euros finanzierten Wertpapierkaufprogramme würden europäischen Unternehmen nicht guttun. Den Einwand, dass die Firmen keine oder kaum Zinsen auf Kredite zahlen, lässt Treichl nicht gelten. Der EZB-Negativzins sei eine Steuer für die Westeuropäer, schiebt er hinterher. Als die Inflation nahe bei 2% war, habe es die EZB versäumt, die Zinsen zu erhöhen. Dadurch habe sie, anders als die US-Notenbank, kaum noch Möglichkeiten einem Konjunkturabschwung etwas entgegenzusetzen.

Für den Euro-Franken-Kurs dürfte es also noch einmal eng werden. Aktuell ist die Devisennotierung zwar auf einem leichten Anstiegspfad. So kostet der Euro 1,1060 Franken, nachdem er am 25. Juli 2019 mit 1,0960 Franken auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren absackte. Aber laut dem Ausblick Treichls, werde es die Gemeinschaftswährung ja in bald in "noch negativeres Terrain" bewegen, was immer er damit genau meint.

Konvertierung

Wer aus einem Franken-Kredit aussteigen möchte, für den öffnet sich gerade ein Zeitfenster. Hintergrund: Der Euro hat zuletzt die Marke bei 1,10 Franken zurückerobert. Auf den ersten Blick ist ein Konvertierungskurs von 1,10-1,11 keine gute Sache, stand der Euro doch vor gut einem Jahr bei 1,20. Allerdings darf man nicht vergessen, dass der EUR/CHF-Kurs Anfang 2015 nach dem Mindestkurs-Schock bei 0,98 notierte. Im August 2011, kurz bevor die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Stützgrenze bei 1,20 einführte, kostete der Euro lediglich 1,01 Franken.

Wer seinen Franken-Kredit zu einem Eurokurs von 1,10 oder etwas darüber in einen fixverzinsliches Euro-Abstattungskredit konvertiert, ist also in der goldene Mitte. Klar hätte man es mit einer Konvertierung bei 1,15 oder 1,20 besser machen können. Das lässt sich aber aus heutiger Sicht leicht sagen. Als der Euro im Mai 2018 auf 1,20 Franken kletterte, haben viele mit einem Durchmarsch auf 1,25 oder 1,30 gerechnet. Davon wollen die Devisenexperten der Banken heute freilich nichts mehr wissen.

Auch der eloquente Treichl kommt ins Schlingern: Ende 2015 erklärt im Gespräch mit "Die Presse": "Jeder, der ein Finanzbuch aufschlägt, liest spätestens auf Seite zwei: Nimm nie einen Fremdwährungskredit auf, wenn du keine Fremdwährungseinnahmen hast". Er spricht über "dumme" Fremdwährungskredite und nimmt als Banken-CEO für sich in Anspruch: "Alles, was für unsere Kunden schlecht ist, ist schlecht." Da fragt man sich: Wenn das alles bekannt war, warum hat die Erste Group überhaupt so viele Franken-Kredite in Österreich ausgereicht?

Weiterlesen:
Erste-Group-Chef spricht von dummen Fremdwährungskrediten
Fremdwährungsfinanzierung: Was Sie als Kreditnehmer jetzt wissen sollten (für Österreich)
  • Praxisbeispiele speziell für Fremdwährungskredite in Österreich
  • Das im Tilgungsträger schlummernde Potential erkennen
  • Veränderungen vornehmen - mit Bank auf Augenhöhe verhandeln